Jeden dritten Tag muss sich in Deutschland eine Frau einem Tötungsversuch durch ihren Partner oder Ex-Partner erwehren. In Stuttgart machten Frauenprojekte auf diesen Irrsinn aufmerksam.

Stuttgart - 139 Frauen mit leuchtend roten Schirmen, aufgereiht in der Nobel-Shopping-Meile, an einem sonnigen Dienstag, der den kommenden Frühling erahnen lässt: Das Bild strahlt pure Lebensfreude aus. Und drückt doch einen unsäglichen Tatbestand aus: 139 Frauen wurden allein im Jahr 2020 in Deutschland von ihrem Partner, Ehemann oder Ex-Ehemann getötet. Die Jahre zuvor waren es unwesentlich weniger. Das heißt: Jeden dritten Tag ist in Deutschland eine Frau Opfer männlicher Gewalt, jeden Tag muss sich eine Frau einem Tötungsversuch erwehren. „Wir wollten diese Zahl bildlich darstellen“, erklärt Heike Fischer vom Frauenhaus. Denn das leuchtende Rot der Schirme ist auch die Farbe des Blutes. Und die Frauen tragen Schwarz, die Farbe der Trauer.

 

Auch ein Mann zollt der Aktion Anerkennung

Sieben autonome Frauenprojekte mit Beratungs-, Betreuungs- und Therapie-Angeboten wie Lagaya, Wildwasser oder Frauen helfen Frauen haben sich für diese Protestaktion im Dorotheenquartier zum Internationalen Frauentag zusammengetan. Mit der eindeutigen Forderung: Aufhören jetzt – Femizide verhindern! Keine mehr!“

„Einen schönen Frauentag“, ruft Carmen Polz-Grunow, Sozialpädagogin in der Wohnanlage für Alleinerziehende, den Frauen an diesem Nachmittag zu. Und bekommt nicht nur von ihnen Antwort und Dank. „Es ist gut, dass Sie das machen“, zollt ein Mann Anerkennung. Und ein junger Vater mit Kind signalisiert Solidarität: „Denn wir brauchen die Frauen.“