Von der Staatsgalerie bis zum Porsche-Museum: Beim Internationalen Museumstag haben viele Einrichtungen der Stadt ein Spezialprogramm geboten – bei freiem Eintritt.

Stuttgart - Während die anderen Besucher für die Autogrammstunde mit dem Rallyefahrer Walter Röhrl im Porsche-Museum Postkarten parat halten, hat Olaf Brückmann an diesem Sonntag etwas anderes vor: „Ich hoffe Walter Röhrl unterschreibt auf meinem Luftfilter“, sagt der Besucher. Sein Auto werde dann endlich heilig gesprochen, fügt der Mann aus der Nähe von Düsseldorf lachend hinzu.

 

Die Motorhaube seines 968er ist schon aufgestellt. Genauso wie zahlreiche andere Porsche-Besitzer aus ganz Deutschland, aus der Schweiz oder Italien ist Brückmann an diesem Tag ins Museum nach Zuffenhausen gekommen. Dort wird im Rahmen einer Sonderausstellung der sogenannten Transaxle-Ära gedacht, zu der auch der 968er gehört. „Wir haben jemanden hier, der die Fahrwerke gemacht hat, einen Designer und den Projektleiter für Motoren. Heute kann man mit den Vätern dieser Autos sprechen“, sagt Dieter Landenberger, Leiter des historischen Archivs.

Das Treffen und das Aufeinandertreffen mit der Rallye-Legende Walter Röhrl aus Regensburg ist aber auch Teil des Programms zum Internationalen Museumstag, zu dem jährlich vom Internationalen Museumsrat (Icom) aufgerufen wird. Der Eintritt ist an den teilnehmenden Institutionen frei, in vielen werden außerdem kostenlose Führungen angeboten.

Ein Museum ist keine einmalige Angelegenheit

Während sich die Porsche-Fahrer auf ihr liebstes Museum konzentrieren, flanieren andere Besucher durch mehrere Einrichtungen – wie Fritz Jäger. „Wir haben heute morgen unsere Tour in Zuffenhausen begonnen“, sagt er und zieht das Autogramm von Walter Röhrl wie zum Beweis hervor. Jetzt, wenige Stunden später, steht er gemeinsam mit seiner Frau Josephine Jäger im Haus der Geschichte. Auch wenn die beiden aus Ebersbach an der Filz stammen, sehen sie die Sammlungen der Stuttgarter Häuser nicht zum ersten Mal. „Wir sind Dauerkartenbesitzer – für Stuttgart und für Berlin“, sagt er. Kultur im vorbeihuschen tanken, wie kurz mal ein Eis zu schlotzen, hält er für eine gute Sache. „Das nimmt den Museen das Altar-hafte“, sagt er. Außerdem sei ein Museum keine einmalige Angelegenheit. „Jedes Museum bietet so viele Aspekte, die man bei einem einzigen Besuch gar nicht alle erfassen kann“, sagt Josephine Jäger.

Später möchten sie vielleicht noch in die Staatsgalerie direkt nebenan. Dort bietet an diesem Tag Judith Welsch-Körntgen kostenlose Führungen unter dem Titel „Der Reiz des Fremden“ an. Das Thema ist gezielt für den Internationalen Museumstag ausgewählt. Die Führung soll Kunstaffine genauso interessieren wie diejenigen, die selten ein Museum besuchen. „Das Thema Reise geht jeden etwas an. Es ist nicht nur kunsthistorisch interessant, sondern betrifft die Lebenswelt jedes Menschen“, sagt sie. Anhand verschiedener Gemälde zeigt sie den Besuchern unterschiedliche Gründe für eine Reise auf. Dazu gehören die Flucht vor den Nationalsozialisten, Pilgerreisen und ganz ursprünglich die Reise der drei Könige aus dem Morgenland nach Bethlehem. In seinem Werk „Reise auf dem Fisch“ thematisiert der Künstler Max Beckmann etwa seine Flucht aus Deutschland nach Amsterdam. Das Bild zeigt ihn und eine Frau gefangen zwischen zwei Fischen, den Fluchtgedanken düster dargestellt durch Masken, den finsteren schwarzen Fluss und einen Strand mit schwarzem Sand.

Initiative „Kultur für alle“ ermöglicht Bedürftigen den Museumsbesuch

„Das Schöne hier ist, dass die Museen verhältnismäßig günstig sind und thematisch vielfältig“, sagt Fritz Jäger. Und für all jene, die sich auch diesen schmalen Eintritt nicht leisten können, steht in einigen Kultureinrichtungen ein Spendenglas. Die Erlöse fließen an die Aktion „Kultur für alle“, die bedürftigen Menschen kostenfreien Zugang zur Kultur ermöglicht.