Jeder fünfte Leonberger hat einen Migrationshintergrund. Der Internationale Rat setzt sich für diese Bürgerinnen und Bürger ein – und wünscht sich für die Tage der Internationalen Begegnung einen zukunftstauglicheren Namen.

Leonberg ist bunt: Jeder Fünfte der 50 000 Einwohner zählenden Stadt hat eine ausländische Staatsangehörigkeit. Diese etwa 10 000 Menschen kommen aus über 100 verschiedenen Nationen. Sie leben und arbeiten hier, engagieren sich in Vereinen, die Kinder besuchen Schulen und Kindergarten. Und dennoch ist die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in der Stadt oft schwierig. Der Internationale Rat hat es sich zur Aufgabe gesetzt, deren Interessen zu vertreten.

 

Sandra Fink als Sprecherin des Rats und Christos Charissis als Stellvertreter wurden vor Kurzem wiedergewählt. „Wir sehen uns als Sprachrohr für die Leonbergerinnen und Leonberger mit Migrationshintergrund“, erklärt Sandra Fink. „Wir haben eine Multiplikatoren-Funktion nach außen in die Stadtgesellschaft und eine Vermittlungsfunktion nach innen in Richtung Gemeinderat und Verwaltung“, führt Christos Charissis weiter aus, der schon seit 15 Jahren dabei ist.

Die beiden Sprecher kennen das Gefühl, als Ausländer wahrgenommen zu werden. Sandra Fink ist zwar hierzulande geboren, aber spanischer Nationalität. „Ich habe erst Anfang der 1990er-Jahre eine unbefristete Arbeitserlaubnis erhalten“, erzählt sie. „Das hat mich geprägt und hat was mit mir gemacht“, sagt die Leiterin einer Leonberger Kindertagesstätte im Rückblick auf eine schwierige Zeit. Heute ist liegt der Schwerpunkt ihres Engagements bei der Begleitung von Familien mit Migrations- und Fluchterfahrung. Christos Charissis ist als Kind von Gastarbeitern 1978 zum Studieren nach Deutschland gekommen. „Die Gleichstellung ist immer noch ein großes Thema für mich“, sagt er, nennt aber auch Probleme mit Chancengleichheit, und immer wieder fällt das Stichwort gleichberechtigte Teilhabe.

Informationen nach Innen und Außen tragen

Bei Sitzungen ergeben sich Themen, die die Ratsmitglieder in Arbeitsgruppen vertiefen. So wurde beispielsweise ein Video gegen Alltagsrassismus gedreht, das auf der Homepage der Stadt zu sehen ist. Mitglieder des Rats bestritten vor zwei Jahren mehrere Unterrichtseinheiten zum Thema „Nein zu Alltagsdiskriminierung“ am Albert-Schweitzer-Gymnasium. Die SPD-Stadträtin Elviera Schüller-Tietze ist schon lange für ihre Fraktion als Mitglied im Internationalen Rat aktiv. „Informationen über das Funktionieren unseres Schulsystems oder von sozialen Einrichtungen in der Stadt gehören ebenso zu den Aktivitäten in den Arbeitsgruppen wie das Organisieren von Veranstaltungen und Aktionen“, erklärt sie.

Das Hauptanliegen der im Rat Engagierten ist die Integration in die Stadtgesellschaft. Dabei werden sie von der Integrationsbeauftragten der Stadt, Wiebke Hebold, unterstützt, die auch als Schriftführerin bei den Rats-Sitzungen fungiert und bei den Arbeitsgruppen dabei ist. „Sie ist unsere wichtigste Ansprechpartnerin für unsere Themen“, betont Sandra Fink.

Zur Integration tragen auch Veranstaltungen wie die alljährlich stattfindenden Tage der Internationalen Begegnung bei, die der Internationale Rat zusammen mit der Stadt organisiert und die mit den Kinder- und Jugendtagen kombiniert werden. Allerdings werfen die Ratsmitglieder aktuell die Frage auf, ob die Bezeichnung der Veranstaltung „angemessen, zukunftstauglich und integrationsfördernd“ ist. Eine Idee für einen prägnanteren Begriff für diese Festtage im Sommer gibt es schon, doch die soll erst mit dem Gemeinderat besprochen werden. Stadträtin Schüller-Tietze sagt dazu: „Es soll ein neuer, integrativer Name gesucht werden.“

Integration ist auch das Stichwort für eine Veranstaltung, zu der der Internationale Rat am 6. April von 15 bis 17 Uhr ins Bürgerzentrum Leonberg einlädt. Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen den Rassismus gibt es dort eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Dialog zur Integration“, bei dem Menschen, die schon länger in Deutschland leben, von Mut machenden Erfahrungen berichten, aber auch neu Zugewanderte ihre Erlebnisse und Herausforderungen schildern.