Viele Menschen denken bei Sinti und Roma nur an Klischees – oder sie wissen gar nicht, was der Begriff bedeutet. Esther aus Stuttgart und Atide aus Mannheim macht das wütend. Wie die beiden Frauen für ein neues Selbstverständnis der Minderheit kämpfen.

Stuttgart/Mannheim - Atide war 19 Jahre alt, als sie sich zum ersten Mal im Leben traute, offen zu sagen, wer sie ist. Nach der Schule reiste die junge Frau mit dem Rucksack durch Costa Rica, die USA, Singapur und Australien. Alle paar Tage war sie an einem neuen Ort. „Das war wie ein Testen auf Probe. Ich wusste: Wenn es hier schief läuft, bin ich im nächsten Hostel wieder jemand anderes.“ Als Tochter italienischer oder portugiesischer Einwanderer könnte sie sich dann ausgeben – Hauptsache, niemand würde die Wahrheit ahnen: Atide ist eine Romni, eine weibliche Angehörige der Roma.