25 Kinder aus Deutschland, Italien und Spanien, Ägypten und Tunesien waren eine Woche zu Gast beim ersten Internationalen Ferienwaldheim in Feuerbach.

Feuerbach - Das Frühstück ist beendet, die Tische sind abgeräumt, nur eine Batterie von bunten Trinkbechern deutet noch an, dass hier eben eine große Schar junger Leute zugange war und wohl weiteren Bedarf hat. Eine kleine Gruppe sitzt brav im Carré und lauscht der Betreuerin, auf dem Gelände drischt ein junger Mann den Ball für ein Bottebotte-Spiel energisch ins Weite, andere spannen das Volleyball-Netz. Ganz normales Treiben also im Ferienwaldheim Lindentäle. Der Tag wird sonnig, und die Akteure haben offensichtlich ihren Spaß.

 

„Wo ist der Unterschied?“, fragt Johannes Söhner vom Leitungsteam. Einen Unterschied vermag er nicht zu erkennen: „Ganz normaler Ferienbetrieb“, konstatiert er. Sinn macht die Frage aber doch, denn eine gewöhnliche Ferienwoche geht hier nicht über die Bühne, was schon die „Language animation“ andeutet, in der sich ein Dutzend Kinder gerade übt. „Sprach-Animation“ als wortlose Verständigung, allein mit Zeichen und Gesten. Tatsächlich findet hier eine Premiere statt: „Waldheim International“, ein Feriencamp mit 25 Kindern, zwischen elf und 15 Jahren alt, aus fünf Ländern, aus Deutschland, Italien und Spanien, Ägypten und Tunesien.

Betreuer aus aller Welt

Dazu die gleiche Zahl an Betreuerinnen und Betreuern aus denselben Ländern. Martina Pokoj und Enzo Gaeta etwa, die beiden hiesigen Studenten. Pokoj, eh schon länger in Waldheimferien aktiv, hat schon in Italien als Betreuerin gearbeitet und sich „mega gefreut, hier im Team zu sein“. Damit es ein solches werde, haben die Betreuer zuvor sechs Tage zusammen verbracht, „und schon am zweiten Tag waren die Distanz und Unsicherheit des Anfangs fast ganz verschwunden“, sagt die 28-Jährige: „Beim Tischtennis wird man schnell locker“, fügt sie lachend hinzu – und staunt noch immer über die „vielen Sprachen, die hier dauernd durcheinanderschwirren. Aber alle versuchen es auf Englisch“.

So haben sie Teambuilding gemacht, Kartenspiele ausprobiert, Spiele getauscht, Ideen gesammelt und dann zusammen den Wochenplan gebastelt und ausbaldowert, wer mit welcher Gruppe arbeiten sollte. Ein schneller Erste Hilfe-Kurs war ebenso Pflicht wie Klarheit zu Aufsichtspflicht oder Datenschutz. Die Beiden sind überzeugt, „dass junge Leute so früh möglich internationale Erfahrungen machen und sich kennenlernen sollten“, wie Gaeta sagt, was Pokoj unterstreicht: „Damit es Normalität wird, so normal wie ein Schüleraustausch.“

Kinder sind offen für einander

Nabil aus Tataovine, dem Süden Tunesiens, der in seiner Heimat fürs Erziehungsministerium arbeitet und Erfahrung aus vielen Camps mitbringt, strahlt, wenn er sieht, mit wie viel Freude und Übermut seine gemischte Gruppe „Gebannt, verbrannt“ spielt: „Es ist großartig, zu sehen, wie die Kinder offen sind für einander, wie sie im Spiel zusammenfinden, sich akzeptieren!“ Sie seinen „sehr interessiert an allem, auch an den verschiedenen Kulturen“. Der 34-Jährige ist überzeugt: „Sie lernen, was Freundschaft ist. Das sind sehr wichtige Erfahrungen für ihr Denken und für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit!“

Xavi, sein Kollege aus Barcelona, kann es kaum fassen, „wie grün Deutschland ist“. Er genießt die Zeit und hat für Zuhause schon ein deutsches Wort eingelagert: „Kartoffel“. Unbedingt wiederkommen will Gabriele (11) aus Italien: „It’s very good!“ Besonders imponiert haben ihm die Autos im Mercedes-Benz-Museum. „Das ist schon krass!“, sagt Rieke (12), „manche finden es besser bei uns als in ihrem Land. Ich glaube, wir haben es ganz schön gut in Deutschland“. Mit ihrer Freundin Alexa (14) wollte sie „Englisch üben“. Hat gut geklappt: „Aber manchmal wünscht man sich, dass man auch andere Sprachen kann“, sagt Alexa.

Vom Auswärtigen Amt, von der Stadt und der evangelischen Kirche unterstützt, vom Verein Interchange organisiert, nach einem Jahr Vorbereitung, ist Söhner als Verantwortlicher zwar geschafft, aber auch sehr zufrieden. Er hat auch eine Idee, wie die Richtung sein könnte für die Zukunft: „Wir sollten das nicht wie auf einer Insel machen, sondern ins Waldheim-System einbauen. Als ein Stück Normalität. Wir sehen hier: Wir können zusammenleben und viel voneinander lernen.“ Was er gelernt hat? „Sie können besser Party machen.“