Die Wirtschaftsfakultät der Universität Hohenheim treibt Partnerschaften in aller Welt voran. Vor der Haustür ist dies schwieriger.

Stuttgart - International bekannt ist die Uni Hohenheim vor allem durch ihre Agrarwissenschaften. Jetzt will auch die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften nachziehen. Nach und nach baut sie ihre Kooperationen mit Business Schools in aller Welt aus. Gestern haben die Hohenheimer ein Abkommen mit der Freeman School of Business der Tulane University in New Orleans unterzeichnet. Somit können künftig Hohenheimer - je fünf Bachelor- und Masterstudenten - ein Jahr an der amerikanischen Partneruni studieren. Auch die Möglichkeit eines Doppelabschlusses ist vorgesehen.

 

"Diese weltweite Kooperation ist wichtig", sagte der Unirektor Hans-Peter Liebig. "Auf die globale Welt müssen auch unsere Studis eingestellt werden." Dass dies zunehmend auch in den Wirtschaftswissenschaften geschehe, sei auch Hans J. Tümmers zu verdanken. Der Gastprofessor hatte bis 2003 das (finanziell gescheiterte) Stuttgart Institute of Management and Technology (Simt) geleitet, bringt aber dadurch sowie zuvor durch seine Tätigkeit als Chef der Management School von Straßburg und den Aufbau des BWL-Studiengangs an der Fachhochschule Reutlingen exzellente internationale Kontakte mit.

Die Studenten nutzen internationale Kooperationen nicht aus

Hans-Peter Burghof, Prorektor für Internationalisierung und Wirtschaftskontakte, setzte Tümmers vor dreieinhalb Jahren als Organisator ein und ist über die gemeinsamen Erfolge erfreut. So wurden in den vergangenen zwei Jahren Doppeldiplom-Abkommen mit der Sorbonne in Paris sowie den Unis von AlcalÕ, Pavia, Krakau und Liège unterzeichnet. Weitere seien geplant. Vor allem aber müssen Austauschstudenten jetzt nicht mehr daheim um die Anerkennung ihrer an der Partneruni erworbenen Punkte kämpfen.

Insgesamt pflegt Hohenheim rund 100 internationale Kooperationen. Ausgeschöpft wurde das Angebot seitens der Studierenden bisher nicht - das gilt für beide Seiten. 2010 studierten rund 170 Hohenheimer auswärts, doch nur 80 Austauschstudenten kamen aus den Partnerunis her. Für die Gaststudenten sei die deutsche Sprache eine Hürde, so Burghof. Doch inzwischen habe man nachgebessert und biete zwei Masterstudiengänge komplett auf Englisch an. Inzwischen kämen bis 40 Prozent der Teilnehmer aus dem Ausland.

Heimische Unternehmen lassen Hohenheim links liegen

"Es hat sich was verändert", so Burghof. Noch vor wenigen Jahren habe sich ein Studiendekan bei ihm beschwert, dass Vorlesungen auf Englisch "nicht gehen". Inzwischen geht ohne Englisch kaum noch was. Anders als geplant sei jedoch die Kooperation mit der Fachhochschule Reutlingen und ihrem internationalen BWL-Studiengang nicht zustande gekommen, räumen Tümmers und Burghof ein. "Für uns wäre die Zusammenarbeit mit Reutlingen gut - die haben exzellente Studenten", so Burghof. Aber es gebe bei etlichen Kollegen wohl "immer noch Standesdenken".

Wenig Unterstützung finde Hohenheim auch bei der heimischen Wirtschaft, obgleich man diese doch mit Absolventen versorge, bedauern Burghof und Liebig. "Die deutschen Unternehmen investieren lieber in amerikanische Unis - Hohenheim lassen sie links liegen." Auch John Trapani von der neuen Partneruni in New Orleans verlor kein Wort über mögliche Vorteile durch den wirtschaftsstarken Stuttgarter Raum. Entscheidend, so Trapani, sei doch die Verlässlichkeit der Unipartner.