Wer kennt das nicht: man sucht nach einem neuen Bügeleisen oder stöbert im Internet nach Geburtstagsgeschenken. Und schon verfolgen einen auf Schritt und Tritt die passenden Anzeigen. Wir sagen, wie man zumindest einen Teil der personalisierten Werbung abschalten kann.

Wie kommt das Dampfbügeleisen in die Facebook-Timeline? Wieso wird man plötzlich auf Schritt und Tritt von Dan Browns „Illuminati“ verfolgt? „Ad-Tracking“ nennt sich die Methode, Internetnutzern überall im Netz personalisierte Anzeigen zu präsentieren. Im Gegensatz zum Gießkannenprinzip klassischer Werbeformen sollen Zielgruppen auf diese Weise direkt erreicht werden. Grundlage sind unter anderem Cookies, winzige auf der Festplatte abgelegte Markierungen, und individuelle Nutzerdaten, die aufgrund von Suchmaschineneingaben und in sozialen Netzwerken gesammelt werden. In den Fokus der Werber gerät man also schon, wenn man nach einem günstigen Haushaltsgerät sucht oder mal eben nachschaut, wann die Verfilmung von Browns Verschwörungsthriller im Fernsehen läuft.

 

Das sei doch nur im Sinne des Kunden, argumentieren die Verantwortlichen. Doch bei Datenschützern und Nutzern hat die vermeintliche Wunderwaffe der Werbebranche einen schlechten Beigeschmack. Nur selten freut man sich über eine gute Empfehlung, sondern ärgert sich stattdessen über die penetrante Nachstellung. Zudem können personalisierte Anzeigen zu peinlichen Situationen führen, wenn ein anderer den gleichen PC benutzt. Zum Beispiel, wenn man nach Geburtstagsgeschenken für Familienmitglieder sucht, einen Schwangerschaftstest googelt oder bei Amazon eine Volksmusik-CD bestellt.

Doch man muss die aufdringliche Werbung nicht klaglos hinnehmen. Mit wenigen Klicks wird man wieder Herr über den eigenen Browser. Ein besonders eifriger Datensammler ist bekanntlich Google. Die Möglichkeit, dem Einhalt zu gebieten, hat der Konzern gut versteckt. Melden Sie sich unter https://myaccount.google.com mit Ihren Kontodaten an. Klicken Sie unter „Kontotools“ auf „Kontoverlauf“. Blättern Sie ganz nach unten zu „Ähnliche Einstellungen“ und klicken Sie dort auf „Werbung“. Hier finden sich auch Hinweise darauf, was Google über einen zu wissen glaubt. Unter „Interessenbezogene Werbung auf Google“ und „Interessenbezogene Google-Anzeigen im Web“ klicken Sie jeweils auf „deaktivieren“. Fortan werden Sie immerhin von gezielter Werbung verschont, jedoch nicht von Werbung generell. Möglicherweise wird Ihnen also demnächst der Fanshop des FC Bayern München empfohlen, obwohl Sie doch in Stuttgart leben und ohnehin lieber ins Theater gehen.

Auch von den Amazon-Suchergebnissen müssen Sie sich nicht quer durchs Netz verfolgen lassen. Melden Sie sich beim Online-Versandhändler an und klicken Sie oben rechts neben dem Suchfeld auf „Mein Konto“. Bezeichnenderweise findet sich die Rubrik „Personalisierter Inhalt“ auch hier ganz am Ende der Liste. Klicken Sie auf „Personalisierte Werbung“, wählen Sie die Option „Von Amazon gezeigte Werbung für diesen Internet-Browser nicht personalisieren“ und klicken Sie auf „Speichern“.

Nun kann es ja durchaus vorkommen, dass man gezielte Werbung von einzelnen, vertrauenswürdigen Anbietern schätzt. Um selbst zu bestimmen, von wem Sie nutzungsbasierte Anzeigen bekommen, gehen Sie auf die Seite www.youronlinechoices.com/de und klicken dort auf „Präferenzmanagement“. Die Fülle der angezeigten Werbeschleudern ist beeindruckend und ein Beleg dafür, welch lukratives Geschäftsfeld Online-Werbung mittlerweile ist. In der Liste finden sich neben Amazon, Facebook & Co. auch zahlreiche andere Firmen, die wohl nicht einmal Experten alle kennen. Klicken Sie auf den Pfeil ganz rechts, um nähere Informationen zu bekommen – leider meist nur in englischer Sprache. Auch hier gilt zu beachten, dass das Deaktivieren einzelner oder aller Anbieter Werbeanzeigen nicht grundsätzlich aus dem Browser verbannt. Auch Nutzerdaten können weiter erhoben werden.

Viele große Webseiten heften sich an die Fersen des Nutzers und zeichnen seinen weiteren Weg auf. Die Daten werden als Basis für personalisierte Werbung weiterverkauft. Neuere Versionen von Firefox sind deshalb mit einer „Do-Not-Track-Funktion“ ausgerüstet. Klicken Sie oben rechts auf die Schaltfläche mit den drei horizontalen Balken. Wählen Sie „Einstellungen“, dann das Register „Datenschutz“ und setzen Sie ein Häkchen vor „Websites mitteilen, meine Aktivitäten nicht zu verfolgen“. Es steht den Betreibern allerdings frei, ob sie sich daran halten. Wer sich darauf nicht verlassen will, kann über die Adresse www.sit.fraunhofer.de/de/tpl eine „Tracking List“ für den Internet Explorer herunterladen. Diese Liste, die Tracker zuverlässig blockiert, hat das Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie im Auftrag von Microsoft entwickelt. Unter www.sit.fraunhofer.de/de/track-your-tracker kann man herausfinden, welche Seiten besonders „verwanzt“ sind und diese künftig meiden. Der „Web-Tracking-Report 2014“, der online unter www.sit.fraunhofer.de/de/wtr zum Download bereitsteht, bietet zudem weitere Informationen zum Thema.

Wer sich beim Surfen gar nicht mehr von Werbebannern und eingebetteten Spots ablenken lassen will, greift zu der Erweiterung Adblock Plus, die für alle gängigen Browser mit Ausnahme des Internet Explorers verfügbar ist. Bei Firefox ist sie unter „Add-ons“ zu finden, wenn man in das obere Suchfeld „Adblock“ eingibt. Bei Google Chrome führt der Weg über „Einstellungen“, „Erweiterungen“ und den Link „Mehr Erweiterungen herunterladen“. Adblock ist jedoch heftig umstritten. Denn die dahinterstehende Firma Eyeos verdient ihr Geld damit, dass sie Firmen gegen Bezahlung von der Werbeblockade ausnimmt. Diese Geschäftspraxis wurde vom Landgericht Hamburg kürzlich für zulässig erklärt. Ob man sie auch für redlich hält, muss jeder für sich selbst entscheiden. Tatsache ist, dass kostenlose journalistische Online-Angebote auf Werbeeinnahmen angewiesen sind. Und schließlich kann auch Werbung informativ und unterhaltend sein – wenn sie denn nicht allzu aufdringlich daherkommt.

Glossar zur Werbung im Internet

Add-ons
Die Funktionalität vieler Browser wie Firefox, Chrome oder Safari kann mit meist kostenlosen Zusatzprogrammen, den Add-Ons, erweitert werden. Beliebt sind etwa Sitzungsmanager, Werbe- und Pop-up-Blocker.

Cookies
Das sind automatisch auf der Festplatte gespeicherte Dateien, die der zeitlich begrenzten Archivierung von Informationen dienen. Cookies (deutsch: Plätzchen) sorgen auch dafür, dass sich der Browser Passwörter merkt und angeklickte Links farblich markiert werden. Dem Nutzen stehen Risiken beim Datenschutz entgegen, da die Cookies missbraucht werden können, um den Nutzer auszuspionieren und auch Schadsoftware enthalten können.

Google AdWords
Mit Hilfe des Werbesystems von Google können Firmen Anzeigen schalten, die sich an den Ergebnissen orientieren, die bei der Google-Suche generiert wurden. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat dem Konzern kürzlich mit einer Milliardenstrafe gedroht, weil er eigene Angebote unfair bevorzugt habe.

Pop-ups
Aufspringende Werbefenster nennt man Pop-ups. Aktuelle Browser verfügen meist über Pop-up-Blocker. Die Schutzmaßnahme kann allerdings umgangen werden, indem die betreffende Werbeanzeige direkt auf der Webseite angezeigt wird, anstatt sie in einem neuen, separaten Browserfenster zu öffnen.

Tracker
Datensammler, die Nutzer nach dem Besuch einer Seite weiterverfolgen heißen Tracker. Das Aufzeichnen des Wegs durch das Netz lässt genaue Rückschlüsse auf die Interessen des Nutzers zu.