Kino.to hat im Internet illegale Filmenkopien bereitgestellt. Die Frage, ob sich auch die Nutzer strafbar gemacht haben, ist noch offen.  

Dresden - Nach dem Schlag gegen das Filmportal kino.to rechnet die Justiz mit monatelangen Ermittlungen. Von den 21 Beschuldigten sind 12 in Untersuchungshaft, wie der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Dresden, Wolfgang Klein, mitteilt. Der Verdacht lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverletzungen. Die Fahnder hatten am Mittwoch Wohnungen, Büros und Rechenzentren in 20 Orten in ganz Deutschland, Frankreich und Spanien durchsucht.

 

Unter den Beschuldigten seien sowohl Betreiber der Website kino.to als auch - zum Teil mit diesen identisch - Personen, die beschuldigt werden, als sogenannte Streaming-Hoster illegale Kopien von Filmen für Internetnutzer bereitgestellt zu haben. "Wir beginnen jetzt mit Vernehmungen der Beschuldigten", sagt der Staatsanwalt. Außerdem wird das Beweismaterial ausgewertet, darunter auch mehrere beschlagnahmte Server.

Die Ermittlungen werden wohl Monate dauern

Die Frage, ob sich möglicherweise auch Nutzer von kino.to strafbar gemacht haben könnten, sei zurückgestellt worden, sagt Klein. Da es bisher kein Urteil zur Nutzung von urheberrechtlich geschützten Streaming-Inhalten gibt, gilt dies als rechtlich umstritten. Beim Streaming wird ein Film oder ein Musikstück im Internet übertragen, ohne dass - wie beim Download - die entsprechende Datei gespeichert wird. Allerdings werden auch beim Streaming Daten im Arbeitsspeicher abgelegt.

Die Plattform kino.to bot Links zu Streaming-Servern an, die zahllose Filme, darunter auch aktuelle Blockbuster, bereitstellten. Sie soll zuletzt von täglich mehreren hunderttausend Menschen genutzt worden sein. Die Betreiber erzielten hohe Einnahmen aus Internetwerbung. Der Schaden für die Filmwirtschaft und die Gewinne der Hauptbeschuldigten werden auf siebenstellige Euro-Beträge geschätzt.

Nach dem Aus von kino.to rechnet die Filmindustrie in Deutschland mit der Entstehung ähnlicher Plattformen. "Es ist zu vermuten, dass Nachfolger in Erscheinung treten werden", sagt die Sprecherin der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen, Christiane Ehlers. Kino.to sei "das mit Abstand bekannteste illegale Angebot" gewesen. Es sei zu erwarten, dass das Vorgehen der Behörden "eine gewisse Erschütterung in der illegalen Szene bewirken" werde. Die Geschäftsmodelle seien aber offenbar lukrativ.