Ein Steckfelder erzählt, wie es ist, mit langsamem Internet zu leben. Betroffen sind Anwohner im Steckfeld sowie in Birkach. Der Bezirksbeirat fordert Aufklärung von der Stadt über den Breitbandausbau, doch von der Verwaltung gibt es keine definitive Aussage.

Birkach/Plieningen - Wenn der Steckfelder Baran Kücük einen Film oder eine Serie auf einem Onlinestreamingdienst anschaut, ist das schon an sich eine spannende Angelegenheit. „Es kann sein, dass plötzlich nichts mehr geht, weil das Internet zu schwach ist“, sagt Kücuk. Es dauere auch oft lange, bis sich eine Webseite öffnen lässt oder ein Video abgespielt wird. Schnell abends zur Entspannung die Lieblingsserie anzuschauen, funktioniere selten und erfordere meist Geduld.

 

Kücük wohnt an der Hans-Kächele-Straße. Sie gehört wie die Erisdorfer Straße, die Aulendorfer Straße und der Lerchenwiesenweg zu jenen Gebieten, die nur über einen Anschluss von 16 000 Megabit oder weniger verfügen. Das bedeutet im Fall von Baran Kücük, dass er mit geringer Internetgeschwindigkeit rechnen muss, sobald jemand anderes in der Wohnung ebenfalls ins Internet geht. „Ich gehe noch auf die Schule und lebe bei meinen Eltern. Da sind natürlich viele Geräte am Netz“, sagt er.

Forderung nach Transparenz

Kücük ist bei der SPD aktiv. Seine Partei hat bei der Bezirksbeiratssitzung Mitte November einen Antrag eingebracht, in dem die Stadt aufgefordert wird, über den Stand der Dinge in Sachen Breitbandausbau in der Landeshauptstadt zu berichten. Breitban erlaubt eine vergleichsweise hohe Datenübertragungsrate. „Wir brauchen erst einmal Transparenz für die Anwohner. Wenn sie Bescheid wissen, können sie Druck ausüben“, sagt Baran Kücük. So sehen das auch die anderen Fraktionen im Bezirksbeirat. Sie stimmten dem Antrag der Sozialdemokraten zu.

Für Anwohner, die nur privat surfen, sei das langsame Internet zwar eine nervtötende Angelegenheit, sagt Baran Kücük, für Geschäftsleute sei es hingegen viel mehr als das. Das könne zum Standortnachteil werden, der Investoren abhalte. „Außerdem gibt es auch viele, die Onlinebanking betreiben. Für die ist so ein langsames Netz echt ein Problem“, sagt er.

Die Stadt verspricht derweil, dass das schnelle Internet in Stuttgart vorankommen soll. Die Stadt beteilige sich mit dem Verband Region Stuttgart, der Wirtschaftsförderung und den fünf benachbarten Landkreisen Göppingen, Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr an einer europaweiten Ausschreibung für ein kreisübergreifendes Glasfasernetz, heißt es in der Erklärung eines Sprechers der Verwaltung. Er macht aber keine zeitlichen Angaben, wann es so weit ist, nur zum weiteren Prozedere.

Europaweite Ausschreibung

„Die Vergabe zur Grundlagenermittlung, Bestandsaufnahme sowie der Grobplanung für den Ausbau des Glasfasernetzes in Stuttgart ist im September erfolgt“, heißt es in der Erklärung. Im ersten Quartal des kommenden Jahres soll der Gemeinderat laut Angaben des Sprechers über die Ergebnisse der Planung informiert werden. Dann soll der Gemeinderat darüber beraten und entscheiden, wie es mit dem Breitbandausbau weitergeht und wie er finanziert werden soll. Kurzfristig kann der Sprecher der Stadt Bürgern wie Baran Kücük und seinen Nachbarn aber keine Hoffnungen machen. „Für einen kurzfristigen Ausbau beziehungsweise eine bessere Versorgung muss derzeit auf die einschlägigen privaten Netzbetreiber verwiesen werden“, heißt es in jener Erklärung des Sprechers der Stadt Stuttgart.

Für Baran Kücük ist das ein Hinweis, den er kaum als hilfreich empfindet. Die privaten Anbieter seien auf die Leitungen angewiesen, die vor Ort von der Telekom gelegt worden sind, sagt der Anwohner aus dem Steckfeld. „Wenn Leitungen aus Kupfer sind, sind Geschwindigkeiten wie bei den Glasfaserkabeln eben nicht drin“, sagt Baran Kücük.