Zwei Ergebnisse stechen bei der Befragung der Unternehmerkunden besonders ins Auge: Die Bedeutung des Fachkräftemangels und der Nachholbedarf bei digitalen Medien und Absatzwegen. Beim Innovationsklima hinkt Stuttgart hinterher.

Stuttgart - Viele Freiberufler, Handwerker und Gewerbetreibende in der Metropolregion Stuttgart sind noch längst nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Die aktuelle Commerzbank-Studie, die Unternehmerkunden aller Banken mit einem Umsatz bis zu 15 Millionen Euro befragte, zeigt den Nachholbedarf. Danach ist die Hälfte der Stuttgarter Unternehmen kaum per Internet aktiv. Sie erledigen höchstens ein Drittel ihrer Geschäftstätigkeit über das Internet beziehungsweise über mobile Kanäle. Die Unternehmer in der Metropolregion sind damit sogar noch etwas weniger aktiv als ein Jahr zuvor.

 

„Viele Unternehmer hinken hinterher“, sagt Gabriele Hort-Span, Leiterin des Geschäftskunden-Beratungszentrums der Commerzbank Stuttgart. Es sei erschreckend, dass sie ihre Webseite nur nutzen, um Informationen zu Produkten zu liefern. „Nur jeder dritte Unternehmer nutzt das Internet auch als Vertriebskanal“, sagt die Bankerin. Ein Fünftel stellt seinen Kunden keinerlei digitale Angebote zur Verfügung.

Innovationsklima in der Metropolregion Stuttgart

Dass sie bei digitalen Medien und Absatzwegen innovativer werden können, räumt die Hälfte der befragten Unternehmer in der Metropolregion Stuttgart ein. Als größte Hürde für Innovationen nennen 37 Prozent fehlende Fachkräfte. Nur 28 Prozent der Befragten bescheinigen dem Standort Stuttgart ein innovationsfreundliches Klima. Damit liegt die Metropolregion unter dem Bundesdurchschnitt mit 35 Prozent. Als wichtigsten Innovationstreiber bezeichnen die Unternehmer gut ausgebildete Mitarbeiter.

„Wir appellieren an die Unternehmen, den Mut zu haben und in die Digitalisierung zu investieren“, sagt Hort-Span. Andernfalls liefen sie Gefahr, abgehängt zu werden. „Um uns herum“, sagt Mario Peric, Niederlassungsleiter der Commerzbank Stuttgart, „wird der Innovationshunger größer.“ Unternehmer in der Metropolregion Stuttgart sollten sich nicht zu sicher fühlen.

Die Bedingungen für Investitionen sind günstig, denn das Geschäft brummt. Gute jeder dritte Unternehmer erwartet eine positive Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr. Insgesamt rechnen 84 Prozent der Stuttgarter Unternehmer mit einer positiven oder stabilen Entwicklung.

Erwartungen an die künftige Bundesregierung

Bei Investitionen gehen die befragten Unternehmer konservativ vor. Trotz der niedrigen Zinsen werden Investitionen kaum über Kredite finanziert. So finanzieren Stuttgarter Unternehmer ihre Investitionen zu knapp der Hälfte aus dem laufenden Geschäftsbetrieb, weitere 13 Prozent über Rücklagen. Nur 18 Prozent der Gesamtinvestitionen werden über Kredite finanziert. Das sind allerdings mehr als im Vorjahr.

„Wir empfehlen, Investitionen, die langfristigen Charakter haben, auch langfristig zu finanzieren“, sagt Mario Peric, Niederlassungsleiter Commerzbank Stuttgart. Unternehmer sollten die Niedrigzinsphase nutzen. Die Bank geht davon aus, dass die Zinswende in Europa ab 2019 langsam eingeleitet wird. „Viele Unternehmer unterschätzen, dass Zinsen sich verändern können“, so Peric.

Klare Vorstellungen haben die Befragten von der Arbeit der künftigen Regierung. Mehr als 80 Prozent der Stuttgarter Unternehmer erwarten, dass sich die Bundesregierung als erstes um eine Steuerreform, insbesondere um die Entlastung kleiner und mittlerer Unternehmen sowie um die Verbesserung der Bildungspolitik bemüht. Fast genauso viele plädieren für den Abbau von Bürokratie.