56 Millionen Bundesbürger kaufen heute bereits regelmäßig im Internet ein. Innovative Logistik soll neue Schübe bringen.

München - Online-Shopping erobert gerade die letzten Bastionen des stationären Handels. Wer im Internet unterwegs ist, kauft dort zu mittlerweile 98 Prozent auch ein, immer öfter, immer neue Produktgruppen und zunehmend mit mobilen Endgeräten, hat der IT-Verband Bitkom in einer aktuellen Verbraucherumfrage herausgefunden. Binnen zwei Jahren hat sich der Anteil von Smartphones und Tabletcomputern, die zu Internetkäufen verwendet werden demnach hier zu Lande auf 39 beziehungsweise 27 Prozent verdoppelt, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Stationäre Computer und Laptops seien dagegen auf dem absteigenden Ast, was für Onlineshopbetreiber zum Problem wird.

 

„Sie müssen aus ihren Onlineshops Mobilshops machen, die speziell für kleine Bildschirme angepasst sind“, erklärt der IT-Experte. Dabei komme entsprechenden Apps entscheidende Bedeutung zu. Andernfalls wandere die Kundschaft ab. Als Ganzes stehe der Onlinehandel aber vor neuen Wachstumsschüben. „Onlineshopping wird vom Einzel- zum Regelfall“, meint Rohleder.

Früher waren es Bücher und Kleidung, heute auch Medikamente

Die Trends bestätigen ihn. Haben vor zwei Jahren noch weniger als ein Viertel aller Onlineshopper täglich bis wöchentlich im Internet eingekauft, ist es heute laut Bitkom-Umfrage ein Drittel. Dieser Anteil werde weiter steigen, weil das dort angebotene Produktspektrum stetig wächst. Waren es anfangs vor allem Bücher und Kleidung, die im Netz gekauft wurden, erwirbt mehr als jeder zweite Onlineshopper heute auch Medikamente. In der Altersgruppe der Senioren sind es sogar zwei Drittel.

Das mit größte Onlinepotential sieht der Bitkom aktuell bei Lebensmitteln und dort vor allem verderbliche Frischware. Aktuell erwerben die bereits 28 Prozent aller Internetkäufer, nachdem die Skepsis anfangs groß war. Käufer seien zu 93 Prozent mit dem Angebot, Qualität und Frische zufrieden, betonte Rohleder. Das sei eine Quote, die auch stationäre Händler kaum übertreffen könnten. Wer einmal online Lebensmittel kaufe, mache das damit immer wieder. Dazu komme, das neue Lieferformen noch zögerliche Zweifler zum Umdenken bringen und zu Online-Lebensmittelkunden machen könnten. Würde Frischware per Roboter oder Drohne ausgeliefert, werde sie dann noch am selben Tag oder sogar binnen Stundenfrist zugestellt. Noch halten speziell Lieferzeiten manchen Käufer zurück, der sein Obst oder Gemüse sofort in Händen halten will.

Onlinehändler testen Drohnen und Roboter

Diverse Onlinehändler experimentieren derzeit auch hier zu Lande mit Drohnen oder Robotern. So testet Onlineriese Amazon Drohnen und der Versanddienst Hermes setzt erste Lieferroboter ein. Wenn diese Pilotprojekte funktionieren, werden sie dem Onlinehandel binnen zwei bis vier Jahren neue Schübe bescheren, ist Rohleder sicher.

Speziell bei Lebensmitteln sorge dafür auch eine starke Nachfrage von Verbrauchern nach regional erzeugter Ware. Denn die könnten per Internet nun auch Landwirte und Hofläden online befriedigen, argumentiert der Bitkom. Früher seien sie nur einer eng begrenzten Kundschaft offengestanden. Online-Hofläden könnten weit mehr Verbraucher ansprechen und das ohne jeden Zwischenhändler mit höheren Margen für sich selbst. Ähnliches gelte für Anbieter spezieller Lebensmittel etwa für Veganer, Liebhaber von Delikatessen oder Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten. Hier sei das Angebot darauf spezialisierter Anbieter schon heute größer als im stationären Handel.