Jeder zweite Deutsche spielt zumindest gelegentlich Computerspiele. Wie viele sich dabei filmen, lässt sich nicht sagen, aber ein Blick auf Youtube zeigt: es sind unzählige. Was sie antreibt? Es mag die Begeisterung fürs Spielen sein kombiniert mit einem Hang zur Selbstdarstellung. Manche mögen von der großen Karriere im Internet träumen. Let’s Play ist längst ein Massenphänomen, verbreitet vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

 

Laut Umfragen des Branchenverbands Bitkom schauen rund drei Millionen Gamer in Deutschland Let’s-Play-Videos an. „Ich kann nachvollziehen, dass man die Faszination dafür nicht versteht. Mein Vater versteht es auch nicht“, sagt Fabian Koch. Seit ihn ein Freund vor zwei Jahren auf Let’s Play aufmerksam gemacht hat, sieht sich der 24-jährige angehende Umwelt- und Energietechnikingenieur beinahe täglich eines der Videos an.

Der Rollladen ist halb geschlossen, auf dem Flachbildschirm an der Wand zucken Blitze, aus den Boxen donnert es. Im Wohnzimmer seiner Stuttgarter Studenten-WG sitzt Koch auf dem Sofa – zwei Matratzen auf Holzpaletten, er hat die Arme verschränkt, sein Blick ist fixiert auf den Monitor. Darauf zu sehen ist Max, ein junges Mädchen, das im Regen an einer Steilküste steht – ein heftiges Unwetter schiebt sich ihr entgegen. Eine Szene mit perfekter Grafik, beeindruckenden Effekten. Eine Männerstimme spricht aus dem Off: „Ach du Scheiße. Ach! Du! Scheiße!“

Es ist die Nahbarkeit, die die Zuschauer schätzen

Die Stimme gehört Gronkh, dem erfolgreichsten deutschen Youtuber und Let’s Player. Er spielt das Computerspiel „Life is strange“, Koch schaut ihm dabei zu. 34 Folgen gibt es auf Youtube, jeweils 30 Minuten lang, jeder Clip hat mehrere Hunderttausend Klicks. Koch hat „Life is strange“ noch nie ausprobiert, für seine Konsole, eine Playstation 3, gibt es das Spiel nicht. „Es geht um den Typ, der spielt und kommentiert“, sagt Koch.

Sympathisch, humorvoll, eine Stimme wie ein Radiomoderator: mit Gronkh, der in Wirklichkeit Erik Range heißt, 38 Jahre alt ist und Vollbart sowie Bierbauch trägt, könnte man sicher prima einen trinken gehen. Es ist diese Nahbarkeit, dieses Auf-Augenhöhe-Sein, das die Zuschauer mögen. 3,8 Millionen Youtube-Abonnenten hat Gronkh und ein geschätztes Jahreseinkommen von 500 000 Euro. „Natürlich kam mir schon der Gedanke, ob ich das selbst auch kann“, sagt Koch, der am liebsten Abenteuerspiele zockt. Spielerisch seien viele Let’s Player nicht die Besten. „Das ist egal. Let’s Play muss nicht perfekt sein.“ Aber das Drumherum schreckt den Studenten ab. „Du bist dann gefühlt nonstop online. Und ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt“, sagt er leise.

Über die Werbung verdient Noschka Geld mit den Videos

Täglich lädt Noschka, der in Stuttgart Audiovisuelle Medien studiert, mindestens einen Clip hoch, er verbringt gut sieben Stunden die Woche mit Drehen und Schneiden, dazu kommt die Pflege seiner Community im Netz. Nicht alle finden gut, was er macht, doch meistens seien die Rückmeldungen der Zuschauer positiv. „Ich hab einfach sauviel Spaß daran“, sagt Noschka und verdient über Youtube-Werbung sogar Geld mit seinen Videos, leben kann er von seinem Hobby aber nicht.

Es sieht albern aus, wenn Noschka in Freizeitkleidung und nur mit Socken an den Füßen in seinem Zimmer herumspringt. Dass Hunderte oder Tausende zuschauen, ist ihm aber nicht peinlich. Nicht mehr. „Ich war früher der schüchternste Mensch auf der Welt. Auf Partys saß ich herum und habe Kuchen gegessen.“ „Just Dance“ hat er zufällig für sich entdeckt, vor drei Jahren auf der Spielemesse Games Com in Köln. Schuld war die lange Schlange am Stand von „Zelda“, dem Spiel, das er eigentlich ausprobieren wollte. Heute ist Noschka der einzige deutsche Let’s Player, der sich auf das Tanzspiel von Ubisoft spezialisiert hat. „Man muss sich Nischen suchen“, empfiehlt er und hat mit seinen Netzauftritten nicht nur seine Schüchternheit therapiert, sondern es auch zu einer gewissen Bekanntheit gebracht. Er wird vom Spielehersteller zu den Computerspielemessen in Köln und Los Angeles eingeladen, erst kürzlich trat er bei der Einheitsfeier in Frankfurt auf und war im Spiel „Just Dance 2016“ als Vortänzer zu sehen.

Manche träumen von der großen Karriere im Netz

Jeder zweite Deutsche spielt zumindest gelegentlich Computerspiele. Wie viele sich dabei filmen, lässt sich nicht sagen, aber ein Blick auf Youtube zeigt: es sind unzählige. Was sie antreibt? Es mag die Begeisterung fürs Spielen sein kombiniert mit einem Hang zur Selbstdarstellung. Manche mögen von der großen Karriere im Internet träumen. Let’s Play ist längst ein Massenphänomen, verbreitet vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Laut Umfragen des Branchenverbands Bitkom schauen rund drei Millionen Gamer in Deutschland Let’s-Play-Videos an. „Ich kann nachvollziehen, dass man die Faszination dafür nicht versteht. Mein Vater versteht es auch nicht“, sagt Fabian Koch. Seit ihn ein Freund vor zwei Jahren auf Let’s Play aufmerksam gemacht hat, sieht sich der 24-jährige angehende Umwelt- und Energietechnikingenieur beinahe täglich eines der Videos an.

Der Rollladen ist halb geschlossen, auf dem Flachbildschirm an der Wand zucken Blitze, aus den Boxen donnert es. Im Wohnzimmer seiner Stuttgarter Studenten-WG sitzt Koch auf dem Sofa – zwei Matratzen auf Holzpaletten, er hat die Arme verschränkt, sein Blick ist fixiert auf den Monitor. Darauf zu sehen ist Max, ein junges Mädchen, das im Regen an einer Steilküste steht – ein heftiges Unwetter schiebt sich ihr entgegen. Eine Szene mit perfekter Grafik, beeindruckenden Effekten. Eine Männerstimme spricht aus dem Off: „Ach du Scheiße. Ach! Du! Scheiße!“

Es ist die Nahbarkeit, die die Zuschauer schätzen

Die Stimme gehört Gronkh, dem erfolgreichsten deutschen Youtuber und Let’s Player. Er spielt das Computerspiel „Life is strange“, Koch schaut ihm dabei zu. 34 Folgen gibt es auf Youtube, jeweils 30 Minuten lang, jeder Clip hat mehrere Hunderttausend Klicks. Koch hat „Life is strange“ noch nie ausprobiert, für seine Konsole, eine Playstation 3, gibt es das Spiel nicht. „Es geht um den Typ, der spielt und kommentiert“, sagt Koch.

Sympathisch, humorvoll, eine Stimme wie ein Radiomoderator: mit Gronkh, der in Wirklichkeit Erik Range heißt, 38 Jahre alt ist und Vollbart sowie Bierbauch trägt, könnte man sicher prima einen trinken gehen. Es ist diese Nahbarkeit, dieses Auf-Augenhöhe-Sein, das die Zuschauer mögen. 3,8 Millionen Youtube-Abonnenten hat Gronkh und ein geschätztes Jahreseinkommen von 500 000 Euro. „Natürlich kam mir schon der Gedanke, ob ich das selbst auch kann“, sagt Koch, der am liebsten Abenteuerspiele zockt. Spielerisch seien viele Let’s Player nicht die Besten. „Das ist egal. Let’s Play muss nicht perfekt sein.“ Aber das Drumherum schreckt den Studenten ab. „Du bist dann gefühlt nonstop online. Und ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt“, sagt er leise.

Auf dem Bildschirm in Kochs WG ist die „Life is strange“-Hauptfigur Max in einem Klassenzimmer zu sehen. Steuersymbole sind eingeblendet, der Spieler kann die Gegenstände auf dem Schreibtisch heranzoomen, Mäppchen, Kamera, Foto, Tagebuch. „Ich schau mir mal das Etui an“, sagt Gronkh. Man hört Max’ Stimme auf Englisch: „Ich kann es nicht fassen, dass ich dieses Mäppchen immer noch habe.“ „Find ich gut so. Ich hatte damals auch so eine komische braune Lederwurst“, kommentiert Gronkh. Viel passiert nicht in dieser ersten Folge des Spiels. „Bei ‚Life is strange‘ geht es ums Zuschauen, allmähliche Eintauchen in die Story. Gronkh lässt sich viel Zeit. Genau richtig, um runterzukommen“, sagt Koch und lümmelt sich noch ein bisschen tiefer ins selbst gebaute Sofa. Sich berieseln lassen, entspannen, das ist für ihn wichtig, wenn er die Abende mit Let’s-Play-Videos verbringt. Und manchmal hätten die Videos auch einen praktischen Nutzen, als Hilfe bei der Kaufentscheidung. Bevor man rund 60 Euro für ein Spiel ausgibt, wolle man schließlich wissen, ob es einem das wert ist.

„Ich finde es ganz normal, dass sich Menschen beim Zocken filmen. Andere filmen sich dabei, wie sie ihre Klamotteneinkäufe auspacken“, sagt Koch und lacht. Im Internet gebe es viele merkwürdige Dinge. Für ihn und Millionen anderer Zuschauer sind die Let’s-Play-Videos etwas Alltägliches geworden, so beliebt wie Krimiserien oder Soaps im Fernsehen.

Selbst Liebesbriefe von Teenie-Mädchen sind in der Post

Thomas Noschka sitzt in seinem Zimmer in Vaihingen, er hat die Baseballmütze und die Sonnenbrille abgesetzt. Seine Stimme wird weich, und er lächelt, wenn er von den „Texaholics“ erzählt, den Menschen, die seine Videos anschauen. In den Clips ruft er sie manchmal dazu auf, mit ihm zu tanzen. Kürzlich hat ihm ein neunjähriger Filipino ein Video geschickt. „Es ist genial, wie viele Menschen verschiedener Altersgruppen ich erreiche“, sagt Noschka und grinst. Selbst Liebesbriefe von Teenie-Mädchen habe er schon bekommen, handgeschrieben und per Post.

Let’s-Play-Videos anderer sieht sich Noschka sehr selten an, es gebe nichts, was ihn bisher überzeugt habe, sagt er. Er tanzt lieber selbst – für sich und seine Fans. Dass die Videos so beliebt sind, erstaunt ihn kein bisschen. „Die Menschen wollen zuschauen, wenn andere spielen. Das ist beim Fußball das Gleiche.“