Internet-Portal für Burgen Virtueller Blick auf alte Adelssitze

Ein Kleinod im Kreis Reutlingen: Schloss Uhenfels bei Bad Urach wurde 1872 bis 1883 durch Ernst Wilhelm Friedrich Freiherr von Hayn erbaut. Foto: Kreisarchiv Reutlingen/Horst Guth

In den Kreisen Esslingen und Reutlingen gibt es mehr als 200 ehemalige Adelssitze. Das Online-Portal „Unsere Burgen“ lädt dazu ein, viele Stätten virtuell kennenzulernen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Der monumentale, geradezu pathetische Sound erinnert an „Game of Thrones“ oder die Musikuntermalung anderer Mittelalter-Serien. Gleichzeitig liefern die von Horst Guth mit dem Cinecopter gedrehten Drohnenaufnahmen außergewöhnliche und faszinierende Blicke auf die Burg Reußenstein, die Sulzburg und den Hohenneuffen im Kreis Esslingen oder auf die Burg Gundelfingen und die Burg Hohenhundersingen im Kreis Reutlingen.

 

Der dreiminütige Imagefilm, mit dem die Archive der Landkreise Esslingen und Reutlingen gemeinsam auf allen nur denkbaren virtuellen Kanälen auf das neue digitale Portal www.unsere-burgen.de aufmerksam machen wollen, ist schlicht spektakulär und macht deutlich: Hier gehen die Macher nicht – um noch einmal einen Filmtitel zu bemühen - „Zurück in die Zukunft“, sondern digital „Vorwärts in die Vergangenheit“.

Burgen und Schlösser als kultureller Schatz

Am Montag haben der Esslinger Landrat Heinz Eininger und sein Reutlinger Kollege Ulrich Fiedler auf dem Hohenneuffen das neue gemeinsame Online-Portal vorgestellt. „Unsere Burgen und Schlösser sind ein kultureller Schatz, auf den wir stolz sind“, betonte Fiedler dabei. Mit „Unsere Burgen“ sei nun eine Seite online, die sowohl touristische als auch wissenschaftliche Interessen verfolge und innovative Zugänge zu den Burgen in den beiden Landkreisen biete.

Ulrich Fiedler formuliert es so: „Wir alle müssen uns dafür stark machen, dass unsere Burgen und Schlösser für künftige Generationen erhalten – und wenn das nicht möglich ist – zumindest dokumentiert werden. Und weil man nur schützen kann, was man auch kennt, bieten wir mit unserem neuen digitalen Burgen- und Schlösser-Portal fundierte Informationen an.“

Schon die erste Zahl überrascht

Allein schon die erste in der Rubrik Fakten aufgeführte Zahl überrascht: Denn in den beiden Kreisen gibt oder gab es rund 200 mittelalterliche Adelssitze – Burgen, Ruinen und Schlösser –, rund 130 davon im Landkreis Esslingen und 75 rund um Reutlingen. Dabei handelt es sich natürlich nicht nur um bekannte Ausflugsziele wie Schloss Lichtenstein – dessen Turm, auch das verraten die Fakten, übrigens 38 Meter hoch ist und der erst nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verputzt worden ist –, die Burg Teck oder den Hohenneuffen.

Zu entdecken gibt es auch viele fast vergessene Burgen – etwa die Höhlenburg Schorren bei Bad Urach oder die Burg Lichteneck beim Weilheimer Ortsteil Hepsisau. Von ihr ist heute auf den ersten Blick nur der im Wald auf halber Höhe des Albtraufs gelegene Burghügel noch zu erkennen. Wenige kleine Mauerreste darauf zeugen aber von einer einst bedeutenden Niederadelsburg. Auch im Lautertal gibt es noch heute viele unscheinbare und wenig erforschte Burgstellen. Andere Orte stechen sofort ins Auge, etwa das Schloss Uhenfels bei Bad Urach, das von 1872 bis 1883 erbaut wurde. Besichtigt werden kann das pittoreske Anwesen leider nicht. Es befindet sich in Privatbesitz.

Die Seite wird noch wachsen

Noch ist die Seite „Unsere Burgen“, betonen die Kreisarchive, im Wachsen begriffen. Aktuell findet man dort 86 Burganlagen – 75 aus dem Kreis Reutlingen, der bereits früher mit der systematischen Erfassung der Bauwerke begonnen hatte - sowie elf aus dem Kreis Esslingen. Dabei haben sich der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunächst auf die am Albtrauf gelegenen Burgstellen konzentriert. Zahlreiche Bildergalerien und spektakuläre Drohnenflugvideos zeigen die Bauten aus ganz neuen Perspektiven und dokumentieren deren Zustand.

Im Lauf der Zeit, so ist es das erklärte Ziel auch von Waßners Reutlinger Kollegen Marco Birn, sollen alle bekannten Burgstellen auf dem Portal „Unsere Burgen“ dokumentiert und beschrieben werden. Dass es überhaupt zu der kreisübergreifenden Kooperation der Archive gekommen ist, ist übrigens, das betonte der Esslinger Landrat Heinz Eininger bei der Vorstellung des Projekts, vor allem auch der Existenz des Biosphärengebiets Schwäbische Alb zu verdanken.

Gute Kooperation mit dem Nachbarlandkreis

Denn der dort ansässige Arbeitskreis „Historisch-kulturelles Erbe im Biosphärengebiet“ hat die Vorarbeit für das Bürgerportal geleistet. Heinz Eininger: „Über die gute Zusammenarbeit mit unserem Nachbarlandkreis freue ich mich besonders. Schließlich interessiert den Bürger nicht, auf welcher Gemarkung die jeweilige Burg steht.“

Für die Erstellung von www.unsere-burgen.de hat der Landkreis Esslingen vom Deutschen Bibliotheksverband im Rahmen von „Wissenswandel“, einem Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive“, einen Zuschuss bekommen.

Neue Wege bei der Vermittlung

Kooperation
 Die Kreisarchive Reutlingen und Esslingen widmen sich seit vielen Jahren der Inventarisierung, Dokumentation und Erforschung der mittelalterlichen Adelssitze auf der Alb. Viele dieser Burgen und Schlösser sind in ihrem Bestand gefährdet. Gemeinsam haben die beiden Archive ein Online-Portal geschaffen, um das kulturelle Erbe zu dokumentieren und zu sichern.

Auftritt
 Das Portal ist übersichtlich und klar strukturiert aufgebaut – und bietet zudem immer wieder spannende kleine Filme, die die jeweilige Burg aus einer ungewohnten Perspektive zeigen. Im Mittelpunkt der Seite steht der Burgen-Finder, mit dessen Hilfe man schnell zur gesuchten Anlage gelangt. Zahlen und Fakten sowie der spektakuläre Imagefilm finden sich auf der Webseite ebenso wie die Kontaktinformationen.

Die Seite steht im Netz unter www.unsere-burgen.de

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