Birgit Neußer hält Rezepte auf einem Blog fest und verkauft selbstgemachte Marmeladen, Chutneys und mehr. Inspiriert hat sie zu ihren Kochleidenschaft die Großmutter.
S-Nord - Schuld an allem ist wahrscheinlich die Großmutter. Bei der saß Birgit Neußer von Kindesbeinen an in der Küche, erledigte dort ihre Hausaufgaben, während ihre Oma Maria an den Kochtöpfen stand, Gerichte zauberte und Marmelade einkochte. „Von ihr habe ich viel gelernt“, sagt Birgit Neußer. Die Leidenschaft fürs Kochen war ansteckend. So kam es, dass sie ihrer Familie schon im Alter von neun Jahren ein Menü mit Braten und selbst geschabten Spätzle auftischte.
Heute ist Birgit Neußer 45 Jahre alt und lebt im Stuttgarter Norden. Nachdem sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und in der gehobenen Gastronomie im Bad-Hotel Bad Teinach (Kreis Calw) sowie im Steigenberger Frankfurter Hof Erfahrungen gesammelt hat, arbeitet sie heute in einer Agentur. Ihrer großen Leidenschaft geht sie aber weiter nach. „Als meine Oma gestorben ist, habe ich gemerkt, wie vergänglich Rezepte sind – vor allem Familienrezepte“, sagt Birgit Neußer. Deshalb hat sie vor vier Jahren angefangen, ihre Rezepte und andere Anleitungen in einem Blog festzuhalten. Nicht nur das: Ihre Pestos, Marmeladen, Chutneys und vieles mehr gibt es auch zu kaufen, entweder auf Märkten auf Nachfrage auf ihrer Internetseite.
Kräuterernte aus dem eigenen Garten
Die Marke, die sie vor vier Jahren gegründet hat, heißt „Die Landfrau“. Aus einem einfachen Grund: „Ein Freund von mir hat mal gesagt, immer wenn er mich anrufe, sei ich am Kuchenbacken – wie eine Landfrau“, sagt sie.
Alles, was Birgit Neußer kocht und einkocht, kommt ohne Zusatz- und Aromastoffe aus. Das meiste, was sie verwendet, erntet sie aus ihrem eigenen Garten. Gut 35 verschiedene Kräuter hat sie dort am Fuße des Killesbergparks angebaut. Den Rest bekommt sie von ihren Nachbarn, die sie etwa mit Quitten, Beeren und Zwetschgen versorgen. Auch das hat sie von ihrer Großmutter gelernt: „Meine Oma kam an keinem Baum vorbei, ohne etwas zu ernten.“ Aber auch Birgit Neußers Mutter hat einen großen kulinarischen Einfluss. Sie ist weit gereist und schließlich nach Neuseeland gezogen. „Von ihr habe ich mein Faible für exotische Gewürze“, sagt Birgit Neußer. Außerdem versuche sie gerade, Dukkah in Deutschland zu etablieren – eine Gewürzmischung, die sie in Neuseeland entdeckt hat.
Die ersten Großbestellungen trudeln ein
Mit ihrem Blog und dem Verkauf ihrer Produkte läuft es inzwischen so gut, dass das alles kaum noch als Teilzeitjob zu bewältigen ist. In Birgit Neußers Küche an der Wilhelm-Blos-Straße stapeln sich die Kartons und Einmachgläser. So langsam trudeln auch Großbestellungen von Unternehmen ein, die ihre Mitarbeiter und Kunden an Weihnachten mit den Marmeladen der Landfrau beschenken möchten. In einem großen Regal stehen die schon fertig gefüllten Gläser, mit Mango-Lavendel-Senf etwa, Karotten-Orangen-Konfitüre oder der humorvoll so benannten Heulsauce. „Ich experimentiere viel und kreiere ständig neue Rezepte, damit es nicht langweilig wird“, sagt Birgit Neußer.
Inzwischen nutzt sie sogar zwei Großküchen. Dass es so gut laufen würde, hätte Birgit Neußer nicht erwartet. Sie hat aber eine Erklärung: „Ich glaube die Menschen wollen wieder etwas zurück zur Natur und sich gesund und von dem ernähren, was die Erde uns gibt.“ Den Trend sieht sie vor allem bei jungen Leuten, die ihre Kochkurse besuchen. Auch ihre eigene Tochter Marie Louise steht schon ab und an in der Küche und eifert der Mutter nach. Die Leidenschaft fürs Kochen ist offenbar erblich.