Sie wollen die Nähe zu den Menschen sichern. Gibt es hier keine XXL-Gemeinden?
Wir werden Zentralisierungstendenzen, die es in anderen Bistümern gibt, nicht mitmachen. Wir setzen unsere Linie mit dem Erhalt der Kirchengemeinden fort. Wenn vor Ort kein Pfarrer mehr da sein kann, werden wir Laien – Frauen oder Männer – als Ansprechpartner vorsehen und sie auch in die Gemeindeleitung mit aufnehmen. Es darf keinen Rückzug aus der Fläche geben. Das Weiterleben unserer Kirche hängt von dem Fortbestehen der kleinen Einheiten ab, in denen Menschen konkret Kirche erfahren.

Sie gehen also einen ganz anderen Weg als Ihr Bischofskollege in Augsburg.
Wir gehen einen ganz anderen Weg. Das darf die Öffentlichkeit ruhig wissen.

In Österreich rebellieren viele Pfarrer jetzt. Könnte die Welle zu uns schwappen?
Ich vermute nicht. In Österreich fehlt die Tradition von Katholikentagen. Es gibt dort keinen derart organisierten Laienkatholizismus wie bei uns. Das heißt, es fehlen die Foren, auf denen hart miteinander gerungen und gestritten wird. Die Menschen honorieren hier, dass sie ihre Sorgen und Anliegen vorbringen können. Das erlaubt es ihnen, dem Wandel zu trauen, der sich ja bereits anbahnt.

Kardinal Kasper sieht die Kirche in Mitteleuropa vor einer Epochenwende. Was erwarten Sie?
Unsere Kirche wird sich wandeln. Sie wird sich aber in ihrer Grundgestalt nicht völlig ändern. Ich glaube nicht, dass wir in zehn bis 15 Jahren zur marginalisierten Minderheit werden. Wir werden unsere Kirchengemeinden wie bisher haben, mit einer größeren Beteiligung der Laien und einer stärkeren Verantwortung der Basis.