Beim Zölibat werde sich auf absehbare Zeit nichts tun, sagt Bischof Gebhard Fürst. Konfessionsverschiedenen Ehepaaren macht er aber Hoffnung.

Stuttgart -Beim Zölibat werde sich auf absehbare Zeit nichts tun, sagt der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Konfessionsverschiedenen Ehepaaren macht er aber Hoffnung. Der Theologe warnt zudem vor Zentralisierung.
Herr Bischof, was ist für Sie das wichtigste Erlebnis des Katholikentags?
Ich habe fast alle Gruppen besucht, die sich auf dem Treffen präsentiert haben. Dort habe ich erlebt, wie vielfältig die Aktivitäten sind und wie groß das Engagement in unserer Kirche ist. Es ist beeindruckend, wie stark sich die Menschen mit ihrer Aufgabe identifizieren.

Es gab aber auch viel Kritik wegen des Reformstaus. Die Bischöfe seien mutlos, hat Norbert Lammert gescholten – zu Recht?
Wir Bischöfe sind gehalten, in der lebendigen Überlieferung unserer Kirche nach vorne zu gehen. Da ist nicht alles, was gewünscht wird, machbar. Wir Bischöfe verstecken uns aber nicht hinter Rom. Wir wissen, dass sich etwas ändern muss.

Was heißt das konkret?
Durch den Missbrauchsskandal sind wir sehr stark in die Defensive geraten. Viele Menschen, die sich bei uns einsetzen, sind verunsichert worden. Das schmälert die Kraft. Manchmal ist der Wunsch nach einem Wandel aber gar nicht so konkret. Drängende Probleme sind für viele, dass wiederverheiratete Geschiedene und konfessionsverschiedene Ehepaare momentan in der Regel nicht zur Eucharistie zugelassen sind. Auch die Stellung der Frau wird oft angesprochen. Diese Themen haben in Mannheim jedoch nicht alles bestimmt. Vielmehr wurde auch stark gefragt, wie die heilsame Botschaft des Evangeliums den Zeitgenossen wirksam vermittelt werden kann.

Der Katholikentag war eine weitere Etappe im Dialogprozess. Wie sichern Sie, dass der Prozess wirkliche Ergebnisse bringt?
In der Diözese Rottenburg-Stuttgart habe ich selber schon rund 50 Dialogveranstaltungen durchgeführt. Ich habe viele Briefe bekommen, wie sich die Kirche weiterentwickeln soll. Wir werden sichten, was alles auf dem Tisch liegt. Dann werden wir die Veränderungen im Sinne einer größeren Nähe zu den Menschen angehen. Sicher ist, dass die Laien in der Mitverantwortung für die Gemeinden, in der Katechese, in der Verkündigung eine größere Rolle spielen sollen. Was ich hier tun kann, werde ich tun. Die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen und der konfessionsverbindenden Ehen werde ich definitiv in die Bischofskonferenz einbringen. Da müssen wir einen Schritt weiterkommen, schon im Blick auf die Zahlen: 47 Prozent aller Ehen werden bei uns in der Diözese mittlerweile zwischen katholischen und evangelischen Christen geschlossen. Bei Themen, die auf der Ebene der Weltkirche angesiedelt sind wie etwa der Zölibat oder das Diakonat der Frau, sehe ich freilich keine Bewegung.