Hermann Böhnhardt, leitender Wissenschaftler der Rosetta-Mission, spricht über die Geschichte der Kometenerkundung, geduldige Forscher und hüpfende Raumschiffe.

Stuttgart - In aller Welt warten Wissenschaftler gespannt auf die Daten, die Rosetta zur Erde funken wird. Sie hoffen auf Stoff für bahnbrechende Forschungsarbeiten. Zu ihnen zählt auch Hermann Böhnhardt, bei dem viele Fäden zusammenlaufen. Lilo Berg hat mit dem Astrophysiker über die Mission gesprochen.

 
Herr Böhnhardt, seit wann haben Sie mit der Rosetta-Mission zu tun?
Seit zehn Jahren. Als die Mission 2004 startete, habe ich im Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung angefangen.
Sie haben vorher in Heidelberg geforscht – was hat Sie in die niedersächsische Provinz nach Katlenburg-Lindau gebracht?
Ganz klar die Aussicht, im Rosetta-Team mitarbeiten zu dürfen. Als Wissenschaftler beschäftige ich mich schon immer mit kleinen Körpern im Sonnensystem, etwa mit Kometen. Mit so einem Fokus war man früher ein Sonderling – heute interessieren sich alle für unsere Arbeit. Rosetta spielt da eine große Rolle.
Was ist das Besondere an der Mission?
Eine absolute Premiere ist die geplante Landung auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Das hat es noch nie gegeben und ich erhoffe mir davon neue Erkenntnisse über die Bildung des Planetensystems bis hin zur Entstehung des Lebens. Mit Rosetta werden wir aber auch zum ersten Mal einen Kometen im Gesamtbild sehen. Die Sonde wird 67P monatelang umrunden und Aufnahmen aus einer Höhe von wenigen Kilometern machen. Bisher gab es ja nur Vorbeiflüge aus Abständen von einigen Hundert Kilometern und mit Messzeiten von ein paar Stunden. So war es 1986 bei Giotto, der ersten großen europäischen Kometenmission, und auch 1992, als Giotto den Kometen Grigg-Skjellerup passierte, war nicht mehr möglich.