Der ehemalige „Tatort Berlin“-Kommissar Dominic Raacke ist mit dem Theaterstück „Die Niere“ zu Gast in Fellbach.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Neben einer langen Film- und Fernsehkarriere hat Dominic Raacke wieder zum Theaterspielen zurückgefunden. Der Schauspieler tourt mit der Komödie „Die Niere“ durch ganz Deutschland. Am 11. und 12. Februar, 20 Uhr, ist die Inszenierung in der Schwabenlandhalle zu erleben. Wir haben mit dem in Berlin lebenden Schauspieler über das Stück, die Tournee und darüber, was Theater ausmacht, gesprochen.

 

Herr Raacke, Sie haben das Theaterspielen vor ein paar Jahren wiederentdeckt. Was ist am Theaterspielen das Faszinierende?

Theaterspielen begeistert mich, weil es immer live und jeden Abend ein bisschen anders ist. Und es ist durch und durch analog, da hat sich in den letzten Jahrtausenden nicht viel geändert. Die Menschen versammeln sich in einer dunklen Höhle und erzählen, beziehungsweise lauschen Geschichten, die ihnen den Spiegel vorhalten und ihnen auf die eine oder andere Art die Welt erklären. Das ist ein wunderbares archaisches Gemeinschaftserlebnis. Theater wird es immer geben, das wird nicht aussterben.

Sie touren mit dem Stück „Die Niere“ durch Deutschland. Organspende ist ja erst mal kein großes Thema zum Lachen. Wie klappt es, aus dem Stoff eine Komödie zu machen?

Also, zuerst einmal braucht Komödie immer einen ernsten, wenn nicht sogar dramatischen Ansatz. Erst wenn die Fallhöhe hoch genug ist, kann man die Leute zum Lachen bringen. Zweitens finde ich, sollte sich jeder mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. Erst kürzlich wurde im Bundestag gegen die sogenannte Widerspruchslösung abgestimmt, die in vielen europäischen Ländern längst gilt: wer sich nicht gegen eine Organspende ausspricht, wird automatisch zum Spender.

Es ist ja die Gretchenfrage unseres Theaterstücks: Würdest du mir eine Niere spenden? Das gibt Stoff zum Nachdenken, auch wenn „Die Niere“ in erster Linie eine ganz klassische Boulevardkomödie ist, in der auf höchst unterhaltsame Art, zwei Ehekrisen verhandelt werden.

Wie lief das Stück in anderen Städten?

Bisher lief es bestens, wir waren jedes Mal ausverkauft und in 12 von 15 Vorstellungen hat es die Leute am Ende nicht mehr auf den Sitzen gehalten. Ich hoffe, das lag an uns und nicht an der unbequemen Bestuhlung (lacht). Nein, „Die Niere“ ist das perfekte Stück, wenn man gut unterhalten werden möchte, es gibt einiges zu lachen und ein bisschen was zum Nachdenken.

Wo spielten Sie und wo treten Sie noch auf?

Ach Gott, da komm ich langsam durcheinander. Wir fahren im Zick-Zack-Kurs quer durch die Republik, manchmal weiß ich gar nicht mehr, wo ich gestern war, geschweige denn letzte Woche. Das Ruhrgebiet haben wir schon ziemlich abgefrühstückt, jetzt geht’s dann Richtung Frankfurt und Süddeutschland. Da sind richtig hübsche Städtchen dabei, aber auch ein paar düstere Provinznester. Auch die Spielorte variieren. Mal schniekes Stadttheater, mal Mehrzweckhalle. Die Fahrerei zwischen den Orten finde ich anstrengend, deutsche Autobahnen sind nun mal das Unattraktivste, was unser Land zu bieten hat. Da merkt man erst mal wieder, wie schön es ist, mit der Bahn zu fahren. Aber da muss ich jetzt durch. 45 Auftritte in drei Etappen, bis Ende März, das ist ein strammes Programm.

Wie läuft es ab, mit einem Theaterstück auf Reisen zu gehen? Und waren Sie schon einmal in Fellbach?

In Fellbach war ich noch nie. Wir freuen uns aber auf die Schwaben. Wir erreichen unseren Spielort meistens gegen 14 Uhr, dann rennen wir los, um noch ein Mittagessen zu kriegen, ein Süppchen oder so. Dann hocken wir da und googeln uns ein bisschen durch die Stadtgeschichte. Das ist schon interessant, was so alles los war früher. Von den Spaniern besetzt, den Schweden eingenommen, an die Franzosen abgetreten. Der 30-jährige Krieg, der siebenjährige Krieg, Hexenverbrennungen – das waren wilde und grausame Zeiten.

Nach dem Essen inspizieren wir die Bühne. Jedes Theater ist anders, da muss man schon mal improvisieren und die Möbel verrutschen, jeder soll ja eine gute Sicht auf die Bühne haben. Unsere Mission lautet, den Leuten, jeden Abend und egal wo wir spielen, eine gute Show zu bieten.

Sie sind durch Ihre Rolle als Kommissar Till Ritter im Berliner „Tatort“ bekannt geworden. 2014 war Schluss, die Entscheidung ging vom Sender aus. War es ein Verlust oder auch eine Chance auf was Neues?

Der Tatort war eine sichere Bank und natürlich war das auch ein Verlust. Aber im Gegensatz zu Kommissar Ritter, den ich 14 Jahre lang gespielt habe, bin ich kein Beamter, der bis zur Pensionierung Dienst schiebt. In meinem Beruf ist es wichtig frei zu sein, das bedeutet eine gewisse Unsicherheit, aber eben auch mehr Abwechslung und Abenteuer. Die Popularität, die mir der Tatort verschafft hat, ist enorm und hilft mir, an gute Projekte zu kommen. Die Rollen, die ich seitdem spiele, sind anspruchsvoller geworden.

Ab 6. Februar sind Sie in „Enkel für Anfänger“ im Kino zusehen. Worum geht es da?

Es geht um die Frage, ob es für Menschen jenseits der 60 noch Neues zu entdecken gibt, lebensverändernde Maßnahmen sozusagen. Maren Kroymann, Barbara Sukowa und Heiner Lauterbach spielen drei Rentner, die mehr oder weniger freiwillig Leih-Omas, beziehungsweise Leih-Opa werden. Ich spiele einen Vater, dessen Sohn von der Leih-Oma Kroymann betreut wird und sich ausgerechnet in diese „Oma“ verliebt. Ein ziemlicher Spaß das Ganze, der perfekte Familienfilm.