Sie haben in Ihrer Amtszeit starke Akzente in der Filmförderung gesetzt und gemeinsam mit den Ländern die Mittel aufgestockt. Trotzdem kommen die großen europäischen Kinoerfolge jüngerer Zeit – die Komödie „Ziemlich beste Freunde“, der Oscargewinner „The Artist“ und jüngst Michael Hanekes „Liebe“ – allesamt aus Frankreich.
Wenn andere Filmnationen einen Lauf haben, dann sehe ich das mit Respekt. Das ändert überhaupt nichts daran, dass unsere  Förderungen der Filmproduktion in Deutschland sehr erfolgreich sind. Die Filmstudios in Babelsberg sind zu einem Zentrum internationaler Produktionen geworden, mit sehr erfreulichen wirtschaftlichen Folgen. Und auch unsere deutschen Filme werden international mit großem Interesse wahrgenommen und gut verkauft. Ich erinnere auch an unsere Oscarerfolge „Nirgendwo in Afrika“ von Caroline Link und „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck, von den inzwischen fast regelmäßigen Nominierungen in den USA ganz zu schweigen. Da sehe ich übrigens auch wieder gute Chancen für Christian Petzolds DDR-Geschichte „Barbara“ mit der großartigen Nina Hoss in der Hauptrolle. Aber ich gratuliere natürlich auch den Franzosen zu ihren schönen Erfolgen. „Ziemlich beste Freunde“ hat die Herzen vieler Zuschauer direkt berührt, auch meines, und „Liebe“ spielt nun wirklich in einer Klasse für sich. Freuen wir uns, dass Michael Haneke immerhin gebürtiger Münchner ist.

Sie sind der Staatsminister der Bundesregierung nicht nur für Kultur, sondern auch für Medien. Wie sehen Sie die politischen Aufgaben angesichts der Krise auf dem Tageszeitungsmarkt?
Die Printmedien sind ein unverzichtbarer Bestandteil der demokratischen Gesellschaft. Anders als in einigen anderen Ländern Europas wollen wir aber keine direkte Subventionierung von Zeitungen. Wenn der Staat zahlt, dann ist dies auch mit politischem Einfluss verbunden. Das lehne ich in diesem Bereich strikt ab. Der Staat kann und muss aber für vernünftige Rahmenbedingungen auf diesem Markt sorgen. Zeitungen sind kulturelle Güter; sie unterliegen daher dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz – und der muss bleiben. Das Engagement der von den Gebühren gut ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten im Internet muss begrenzt bleiben oder begrenzt werden. Im Internet dürfen sich Großkonzerne wie Google nicht kostenlos bei den Leistungen   der Zeitungsverlage bedienen und selbst damit Geld verdienen, sondern sollen dafür bezahlen. Und auch weitere Beschränkungen des Werbemarktes im Rahmen der EU lehnt die Bundesregierung ab.

Schauen wir noch etwas in die Zukunft. Wird es nach den nächsten Bundestagswahlen und dann fünfzehn Jahren Kulturstaatsministerei nicht Zeit, einen eigenen ordentlichen Bundeskulturminister zu ernennen?
Also, ich vermisse als Staatsminister im Kanzleramt nichts. Ich vertrete hier eigenständig meinen Themenbereich. Ich sitze am Kabinettstisch, und weil ich der Bundeskanzlerin zugeordnet bin, sogar in ihrer Nähe, hat das auch für die öffentliche Wahrnehmung eine erfreuliche Wirkung. Ich habe einen kurzen Draht zur Regierungschefin und verhandle eigenständig über meinen Haushalt. Der einzige Vorteil eines Ministeriums läge sozusagen im eigenen Firmenschild, und dass ich bei Staatsempfängen protokollarisch drei, vier Plätze weiter nach vorn rücke. Ganz ehrlich, ich persönlich brauche das nicht.

Und wenn das Ergebnis der kommenden Bundestagswahl für Ihre Partei reicht, sitzt Bernd Neumann dann weiter in seinem Büro im Bundeskanzleramt?
Da kann ich nur sagen: Schauen wir mal!