Der Chef des VVS beklagt zwar die schlechte Anbindung mancher Gewerbegebiete ans öffentliche Verkehrsnetz. Horst Stammler sieht aber auch Verbesserungen.

Stuttgart – - In einer von der Universität Stuttgart verfassten Studie für die Industrie- und Handelskammer wurde die Erreichbarkeit von 48 Gewerbegebieten in der Region untersucht. Das Ergebnis: Wer als Beschäftigter oder Kunde dorthin will, ist meistens auf das Auto angewiesen. Was sagt Horst Stammler dazu, der Geschäftsführer des VVS?

 
Herr Stammler, hat Sie das Ergebnis der Studie überrascht?
Nein. Jahrzehntelang wurde bei der Planung von neuen Gewerbegebieten die Anbindung an den ÖPNV vernachlässigt. In der Regel gibt es keine Anbindung an den vorhandenen Schienenverkehr, stattdessen wurden neue Straßen und vor allem ausreichend Parkplätze für Mitarbeiter und Kunden gebaut. Die Folge ist klar: Großflächige Gewerbegebiete abseits der Wohnbebauung werden überwiegend mit dem Auto angefahren.
Dennoch transportiert der VVS täglich 400 000 Pendler.
Sogar noch mehr. Die Stärke des ÖPNV ist die Verbindung in die Innenstädte. Arbeit, Einkaufen und Besorgungen in der Stadtmitte von Stuttgart werden ganz überwiegend mit dem ÖPNV durchgeführt. Das ist der große Vorteil des ÖPNV: von draußen schnell in die City, ohne Parkplatzsorgen.
Das ist jetzt die Werbeeinblendung. Auch in die City fahren viele mit dem Auto.
Natürlich haben wir zu viel Autoverkehr. Aber diese Zahlen lügen nicht: Beschäftigte im innenstadtnahen Einzelhandel kommen teilweise bis zu 80 Prozent mit dem VVS, Kunden des Milaneo zu 70 Prozent und Teilnehmer an Volkshochschulkursen zu 73 Prozent.
Also heißt die Parole: Mit dem VVS in die Stadt und in die Gewerbegebiete am Ortsrand mit dem Auto?
Auch bei den Gewerbegebieten gibt es gute Ansätze, aber da müssen wir Schienen- und Busverkehr gut kombinieren. Zur Anbindung der neuen Standorte von Thales in Ditzingen-Süd und des Bosch-Campus in Malmsheim wurden neue Buslinien (die Linien 625 und 636) eingerichtet, die in der Hauptverkehrszeit jede S-Bahn anbinden. Auch das Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach wurde angebunden – mit den Linien 634 und 636, jeweils mit S-Bahn-Anschluss. Die Firmen finanzieren ein Teil der Buslinien mit.
Gibt es weitere Projekte? In der Studie ist Festo in Esslingen-Berkheim als Beispiel für eine schlechte ÖPNV-Anbindung genannt.
Festo ist ein Thema. Und hier darf man sicher nicht bis zu einer Stadtbahnverlängerung von Ostfildern-Nellingen aus warten. Aber ein konkretes Projekt ist der Einzug von mehr als 1000 Porsche-Mitarbeitern in das ehemalige Ernst-und-Young-Gebäude in Weilimdorf. Hier haben wir mit Porsche Gespräche vereinbart.