Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer über seinen neuen Fußball, die Kritik an den Herstellmethoden in China und den VfB.

Stuttgart - Adidas lässt 40 Prozent der Produkte in China fertigen. Kritik an den dortigen Arbeitsbedingungen hält Vorstandschef Herbert Hainer für unangemessen. "Ich bin der festen Überzeugung, mit Ausgrenzung nichts zu erreichen."

Herr Hainer, eine neue Pampers-Windel ist am Stammtisch kein Thema.


Nicht wirklich.

Sie waren vor 30 Jahren bei Procter & Gamble für die Windel verantwortlich. Haben die Windeln nie Emotionen erzeugt?


O doch, Mütter sind sehr emotional, wenn sie über die Gesundheit ihrer Kinder reden. Das wichtigste Thema war immer, wie man Hautrötungen verhindern kann. Aber die Diskussionen haben sich bei weitem nicht so in der Öffentlichkeit abgespielt wie Debatten über Fußball oder andere Sportarten.

Wer ist denn dann aufgebrachter: Mütter, die über Hautrötungen klagen, oder die Stammtischbrüder, die sich über Ihren neuen Fußball "Torfabrik", der seinem Namen alle Ehre macht, aufregen?


Das kann man nicht vergleichen. Die Mütter sorgen sich um ihre Kinder, der Fußballfan denkt meistens, er wäre ein besserer Trainer oder Spieler.

Ich als VfB-Fan denke, unser Torwart kann Ihren neuen gemeinen Ball gar nicht halten.


Das sehe ich natürlich komplett anders. Der neue Ball ist runder, aerodynamischer und auch schneller. Aber das gibt dem Spiel ja den Reiz. Jetzt fallen wieder mehr Tore. Ein 0:0 will doch niemand sehen.

Verkauft sich der Ball denn gut?


Er verkauft sich sehr gut.

Nur in Deutschland, oder auch im Ausland?


Der Bundesliga-Ball Torfabrik wird nur in Deutschland angeboten, aber vom WM-Ball Jabulani werden wir in diesem Jahr weltweit mehr als 13 Millionen Stück verkaufen. Damit sind wir sehr zufrieden.

Wie sind Sie insgesamt mit der Fußball-WM zufrieden?


Sehr! Wir werden in diesem Jahr mindestens 1,5 Milliarden Euro mit Fußballprodukten erlösen, das ist Rekord. Unsere Sportler haben enormen Erfolg gehabt. Das von uns ausgerüstete spanische Team wurde in Adidas-Trikots Weltmeister. Unsere Sportler haben aber auch alle Einzelwettbewerbe gewonnen: Diego Forlán wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt, Thomas Müller zum besten Nachwuchsspieler. Die besten Torschützen trugen alle Adidas-Schuhe und hießen Müller, Forlán sowie der Spanier David Villa. Sein Teamkollege Iker Casillas, der von Reebok ausgerüstet wird, wurde zum besten Torhüter gewählt. Adidas war zudem als Marke am deutlichsten sichtbar.

Das stimmt. Wie ist es Ihnen gelungen, kurz vor dem Einlaufen der Mannschaften Ihren Ball per Nahaufnahme so prominent in Szene setzen zu können? Das sah doch aus wie bei einer Dauerwerbesendung.


(lacht) Wir haben halt eine gute Zusammenarbeit mit der Fifa. Auf der anderen Seite wurde doch auch die Zeremonie auf diese Weise aufgewertet: wie feierlich die Kinder vor jedem Spiel mit ihren Fahnen an dem Ball vorbeigegangen sind...