Der Leipziger Mediator Gernot Barth soll die verfeindeten Lager der Landtags-AfD zusammenbringen. Im Interview erklärt er, wie er vorgehen will, und dass Machtfragen immer eine wichtige Rolle spielen.

Stuttgart - Premiere für Gernot Barth: Erstmals hat eine Partei den Streitschlichter angerufen. An den Prinzipien seiner Arbeit ändert das aber nichts.

 
Herr Barth, was hat Sie gereizt an der Aufgabe in Stuttgart?
Ich hatte eine Anfrage der Konfliktparteien. Wenn mich eine Anfrage erreicht, dann stehe ich als neutraler Mediator zur Verfügung. Es gibt meinerseits keinerlei Verbindung zur AfD. Wenn es sie gäbe, könnte ich nicht neutral sein.
Wussten Sie, worum es geht, als die Anfrage Sie erreichte?
Als politisch sehr interessierter Mensch, der viel liest, war ich in etwa im Bilde darüber, was da im Landtag von Baden-Württemberg passiert.
Wie verstehen Sie Ihre Rolle als Mediator?
Der Mediator ist eine Art Katalysator. Er versucht, zunächst das Trennende und das Verbindende herauszuarbeiten und dann alle Beteiligten auf Gemeinsamkeiten zu fokussieren. Meine allererste Aufgabe ist es, das Gespräch zu strukturieren und dabei selbst inhaltlich neutral zu bleiben.
Wie läuft das rein technisch ab?
Ich führe zunächst Einzelgespräche. Erst später kommen alle Beteiligten in einen Raum – sofern sie das aushalten. Es gibt Konfliktparteien, die unter diesen Bedingungen große Schwierigkeiten in der Kommunikation haben.
Was zeichnet eine erfolgreiche Mediation aus?
Jede Mediation ist eine Intervention in einen Konflikt. Danach bewegt sich etwas. Das Ergebnis ist nicht vorhersehbar. Eine erfolgreiche Mediation bringt eine Lösung, die für alle Konfliktparteien annehmbar ist. Gesichtswahrung ist dabei etwas ganz Wesentliches.
Einen parteiinternen Streit auf dem Wege der Mediation lösen zu wollen, ist ein ungewöhnlicher Ansatz. Stimmen Sie zu?
Ja, das scheint ungewöhnlich. Das liegt vor allem daran, dass Mediation in unserer Gesellschaft noch nicht etabliert ist.
Lassen sich Machtfragen so klären?
Machtfragen sind Bestandteil eines jeden Mediationsprozesses. Es geht immer auch um Macht, egal ob in der Ehe oder im Vorstand eines Unternehmens.