Der Organisationschef Andreas Krieg sieht die Global Champions Tour nicht als Konkurrenz zum Reitturnier in Stuttgart.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Herr Krieg, sind Sie froh, dass das Turnier im ersten Jahr Ihrer Zuständigkeit im Springen vorbei ist?

 

Ja, und ich bin äußerst zufrieden, wie das gesamte Turnier gelaufen ist. Alle Tage waren mindestens so, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich kann natürlich primär nur fürs Springreiten sprechen, das in meine Zuständigkeit fällt. Und da ist es den Parcoursbauern gelungen, die Springen so zu gestalten, dass wir stets eine gute Anzahl von Null-Fehler-Ritten bekommen haben. In verschiedenen Gesprächen haben mir auch die Reiter bestätigt, dass sie sehr zufrieden gewesen sind. Aber selbstverständlich will ich nicht verhehlen, dass es auch noch ein paar Kleinigkeiten gibt, die wir verbessern können.

Zum Beispiel?

Bei den Siegerehrungen haben wir etwas Neues versucht. Wir wollten, dass jeder Reiter, absteigend von Platz acht bis Platz eins, alleine in die Halle einreitet und ein paar Galopprunden dreht. Das war aber so nicht umsetzbar. Und wir mussten auch lernen, dass man manchen Sponsorenvertretern bei den Siegerehrungen an die Hand nehmen muss – nicht alle haben keine Angst vor Pferden.

Hatten Sie auch eine Schrecksekunde?

Ganz bestimmt. Am Donnerstag im BW-Hallenchampionat ist ein Reiter in die Mauer gestürzt. Es ist zum Glück alles glimpflich verlaufen. Aber als Verantwortlichem schießt einem da ganz heftig das Adrenalin ins Blut, anders als wenn man lediglich Zuschauer ist. Man ist gefordert, schnell zu reagieren. Sofort dafür zu sorgen, dass Sanitäter kommen, dass sich jemand ums Pferd kümmert.

Es geht um den Teamgedanken

Zusammenarbeit mit den beiden anderen

Bei uns herrscht der Teamgedanke vor. Wir besprechen täglich sämtliche wichtigen Entscheidungen gemeinsam, was bei Prüfungen geschehen wird, wie die Siegerehrungen verlaufen. Das gibt jedem Einzelnen von uns auch die nötige Sicherheit, denn letztlich ist jeder von uns für sein Ressort der Allein-Maßgebliche.

Das heißt, Sie haben die Halle morgens auf- und in der Nacht wieder abgeschlossen.

(Lacht.) So extrem war es nicht, aber die Tage beim Reitturnier sind sehr, sehr lang. Ich muss dabei nicht nur den reibungslosen Ablauf der Prüfungen gewährleisten, sondern ich muss mich ja auch um die Kontaktpflege mit den Reitern und den Sponsorenvertretern kümmern. Das ist immens wichtig, weil man dabei auch Verbesserungsvorschläge ausloten kann. Die Sicht von außen aufs Turnier durch die Sponsoren gibt obendrein ein unersetzliches Feedback, wie das Turnier auf den Zuschauerrängen ankommt.

Gibt es schon Ansatzpunkte für Änderungen im kommenden Jahr?

Ansätze ja, aber jetzt haben wir gerade das erste Turnier als neue Verantwortliche hinter uns gebracht, deshalb müssen wir erst einmal das Jahr 2017 gründlich analysieren. Was ich heute aber schon ankündigen kann, ist, dass es im Programm in Absprache mit unseren Partnern Veränderungen geben wird.

Simone Blum hat beeindruckt

Müssen Sie um den Stellenwert des Turniers bangen, sollte die Misere der deutschen Springreiter noch länger anhält?

Die Topreiter werden in Deutschland leider nicht so unterstützt, wie in anderen Ländern, aber das ist eine andere Geschichte. Zu Ihrer Frage: Nein, ich teile diese Bedenken nicht. Simone Blum hat doch in beeindruckender Manier den German Master am Freitag gewonnen, mit ihrer Stute Alice haben wir doch ein absolutes Spitzenpaar in Deutschland.

Großartiges Ambiente

Wirbt Ihnen aber die Global Champions Tour mit ihren exorbitanten Preisgeldern nicht die besten Springreiter ab? Früher waren von den Top 20 der Weltrangliste 15 in Stuttgart, dieses Jahr waren es lediglich sieben.

Die Global Champions Tour sehe ich nicht in Konkurrenz mit dem Turnier in Stuttgart. In der Schleyerhalle gibt es alles rund ums Pferd, das kann die Global Champions Tour nicht bieten – man darf letztlich nicht alles an der Höhe des Preisgeldes festmachen. Stuttgart bietet mit der Schleyerhalle und der Porsche-Arena als Abreitehalle hervorragende Rahmenbedingungen, wir haben einen ausgezeichneten Boden und dann ist da noch dieses großartige Ambiente mit den Zuschauern, die für eine außerordentliche Stimmung sorgen.

Ganz erstaunlich finde ich, dass in Stuttgart die Ränge am Wochenende auch in der weniger publikumswirksamen Dressur voll besetzt sind.

Das ist diese Faszination Stuttgart, die ich meine. Für gewöhnlich steht das Springen im Fokus der Öffentlichkeit, aber hier erhält die Dressur denselben Stellenwert. Wo bitteschön sonst in der Welt ist eine Halle bei Dressurprüfungen mit an die 8000 Plätzen ausverkauft? Doch nur in Stuttgart. Und das meine ich, wenn ich sage: Hohe Prämien sind nicht alles.

Die Zeit wird zeigen, wo die Zukunft liegt

Diesen exzellenten Ruf hat sich das Turnier in mehr als 30 Jahren erarbeitet.

Das ist wahr, deshalb erachte ich es als ein Geschenk, so ein Turnier als Mitverantwortlicher übernehmen zu dürfen.

Wie lange läuft Ihr Vertrag?

Wir haben uns auf eine mittelfristige Laufzeit geeinigt und zwar unabhängig davon, was meine beiden anderen Kollegen (Kai Huttrop-Hage und Carsten Rothermund, d. Red.) machen. Die Zeit wird zeigen, in welche Richtung sich das Turnier entwickelt.