Das Jetset-Leben sei hohl und leer, sagt Schauspielerin Anja Kruse. Im StZ-Interview erklärt sie, wie sie, statt dem Glamour nachzujagen, ihr persönliches Glück gefunden hat – im Buddhismus.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)
Stuttgart – Das Jetset-Leben sei hohl und leer, sagt Anja Kruse, die im Fernsehen und auf der Bühne Erfolge feierte, im Gespräch mit Michael Trauthig. Statt dem Glamour nachzujagen, solle sich jeder als Teil einer großen Gemeinschaft begreifen, an sich selbst arbeiten und auch Kleinigkeiten wertschätzen.
Frau Kruse, wie geht es Ihnen gerade?
Gut. Ich bin zufrieden mit meinem Leben im Allgemeinen und im Besonderen.

Trägt zu Ihrem Wohlbefinden der Buddhismus bei?
Er ist die Basis. Ich habe verinnerlicht, dass man mit dieser Lebensweise und Philosophie einen Zustand des unzerstörbaren Glücks schaffen kann.

Das hört sich verlockend an. Haben Sie diesen Zustand erreicht?
Nicht jeden Tag und nicht immer, aber ich habe ein großes Stück auf dem Weg geschafft.

Ein Tipp für alle: wie kommt man so weit?
Eines vorneweg: ich will nicht missionieren, als müssten alle nur Buddhisten werden, und dann ist die Welt in Ordnung. Das habe ich zwar eine Zeit lang gedacht, aber es stimmt nicht. Zunächst geht es darum, an sich selbst zu arbeiten und damit aufzuhören, anderen oder der Umwelt die Schuld zu geben. Entscheidend ist für mich, das buddhistische Prinzip von Ursache und Wirkung zu erkennen und damit zu akzeptieren, dass jeder selbst den Grund legt für gute oder negative Folgen.

Das ist mir zu abstrakt.
Also konkreter: Sie setzen schon positive Ursachen, wenn Sie morgens vor den Spiegel treten, sich selbst mögen und hernach offen und freundlich auf die Menschen zugehen – auf dem Weg, in der Straßenbahn, im Büro. Damit schafft man eine Menge positiver Veränderungen in seinem Leben.

Sie sind gut protestantisch aufgewachsen. Warum blieben Sie nicht beim Christentum?
Die Antworten, die mir die Kirche auf die großen Fragen des Lebens gab, überzeugten mich nicht. Warum gibt es so viel Leid? Warum lässt Gott Ungerechtigkeiten zu? Wie ist der Tod zu erklären? Zudem bin ich ein Kopfmensch, stark naturwissenschaftlich orientiert. Da erschien mir die Aussicht auf ein überirdisches Paradies wenig plausibel. So habe ich mich auf die Suche gemacht nach besseren Erklärungsmodellen. Erst habe ich mich durch die ganze esoterische Literatur gefräst.

Da wurden Sie aber noch nicht recht fündig.
Den Ausschlag gab letztlich meine erste große Reise nach Asien, die mir der „Traumschiff“-Produzent Wolfgang Rademann ermöglicht hat. Ich erlebte dort Menschen, die glücklich und zufrieden erschienen, obwohl sie nicht gerade im Überfluss leben. Stückchen für Stücken habe ich mich mit den Schulen des Buddhismus beschäftigt und mich schließlich für die Richtung entschieden, die mich überzeugte.

Was ist deren Kernbotschaft?
Askese oder nicht, klösterliche Zurückgezogenheit oder nicht, meditieren oder nicht – das ist alles nicht so wichtig. Wesentlich ist: das eigene Leben so annehmen, wie es ist, versuchen, daraus den größtmöglichen Wert zu schaffen und sich als Teil des Universums, Teil einer großen vernetzten Gemeinschaft zu begreifen und sich dementsprechend zu benehmen. Das bedeutet quasi, den kategorischen Imperativ von Kant zu leben.

Warum hat diese Lehre sich bei Ihnen verfangen?
Für mich passt diese Philosophie in ein modernes Leben. Sie passt zu schönen Kleidern, roten Teppichen, zu einem stressigen Alltag und zu meiner öffentlichen Stellung, die mir das Schicksal beschert hat.