Lassen Sie uns auf Ihren Spielplan blicken: Die Hälfte der insgesamt neunzehn Inszenierungen basiert auf nicht-dramatischen Stoffen, auf Romanen und Filmen. Warum?
Diese Frage wird mir seit fünfzehn Jahren immer wieder gestellt. Aber okay, schauen wir beispielsweise mal auf die Bildende Kunst: Da gibt’s keine Tafelmalerei mehr mit Königen und Landschaften, da gibt’s heute Videokunst, darstellende Installationen und Menschen, die sich wie Marina Abramovic an die Wand nageln lassen. Dort gibt’s also unablässig neue Formen der Präsentation. Weshalb, das frage ich Sie nun, soll sich ausgerechnet das Theater neuen Formen und Stoffen verschließen?
Weil das Theater, verglichen mit dem Roman oder dem Film, auf dem es basiert, oft keinen Mehrwert abwirft . . .
Fanden nicht auch Sie die „Szenen einer Ehe“ gut? Die Erfolgsinszenierung von Jan Bosse fußt auf dem gleichnamigen Film von Ingmar Bergman und fügt der Vorlage durchaus Neues hinzu. Mittlerweile spielt die Basis eines dramatischen Abends doch keine Rolle mehr. Ich finde, dass für eine Inszenierung nur drei Dinge vorhanden sein müssen: ein Publikum, eine Bühne und einige Schauspieler, der Rest ist offen – wobei ich mit meinem Plädoyer für Darsteller ja schon zu den Neokonservativen im aktuellen Diskurs gehöre.
Auch Sie bringen wieder eine Prosa-Erzählung raus, „Pfisters Mühle“ nach Wilhelm Raabe. Allerdings ist das die einzige Inszenierung, die Sie in Stuttgart machen werden. 
Einspruch! Das stimmt so nicht. Es ist die einzige Inszenierung, die hier Premiere haben wird, aber nicht die einzige, die ich in dieser Spielzeit hier erarbeite. Ihre Frage klingt so, als wäre ich in dieser Spielzeit nur zwei Monate in Stuttgart anwesend, was definitiv nicht der Fall sein wird.