Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Wir sind mit unseren Resultaten, aber nicht mit den Leistungen zufrieden. Trotzdem haben wir weiterhin sehr viel Spaß im Training. Die Stimmung ist hervorragend. Die Bundestrainerin hat da viel Druck von der Mannschaft genommen. Bei uns wird sehr viel gelacht.

 

Bei der Spielführerin scheint das aber nicht der Fall zu sein. Birgit Prinz hat nach ihrer Auswechslung gegen Nigeria verärgert die Kapitänsbinde weggeworfen - und scheint auch jetzt noch extrem unzufrieden.

Ich kann nur die Rolle von Birgit in der Mannschaft beschreiben. Und da ist es so, dass sie unglaublich wichtig für uns ist, und zwar als Persönlichkeit und als erfahrene Spielerin. Sie ist nach wie vor jemand, der eine Partie alleine entscheiden kann. Die Birgit wird extrem beobachtet und auch kritisiert. Daher ist es doch nur menschlich, dass sie eine Gefühlsregung zeigt. Wir müssen ihr als Mannschaft jetzt beistehen und sie wieder aufbauen.

Wird sie gegen Frankreich auflaufen?

Das weiß ich nicht.

Sie sind mit Turbine Potsdam Meister geworden, sind dort eine Leistungsträgerin. Wie ist Ihre Rolle in der Nationalelf?

Ich habe hier schon positionsbedingt eine andere Funktion. Bei Turbine spielen wir hinten mit einer Dreierkette, in der Nationalmannschaft bin ich dagegen die klassische linke Verteidigerin. Da stets die beiden Innenverteidigerinnen die Höhe vorgeben, ist es klar, dass ich nicht die Position innehabe wie in Potsdam. Im Verein bin ich die Organisatorin, die vorangehen muss. Im Nationalteam dagegen wird das auf viele Schultern verteilt.

Simone Laudehr nennt Bastian Schweinsteiger als ihr Idol. Es heißt, Ihr Vorbild sei Philipp Lahm. Was macht denn einen guten Außenverteidiger aus?

Von einem Idol kann man in meinem Fall nicht sprechen. Aber ich schätze Philipp Lahm als Spieler und vorbildlichen Sportler, denn er leistet gute Abwehrarbeit, spielt zuverlässig und schaltet sich ins Offensivspiel ein. Dann schießt er auch noch schöne Tore wie etwa im Eröffnungsspiel der WM 2006 zum 1:0 gegen Costa Rica. Insgesamt macht diese Mischung einen guten Außenverteidiger aus. Aber Philipp Lahm bewegt auch als Mensch etwas, indem er sich für verschiedene soziale Projekte engagiert. Ich habe ihn leider noch nicht getroffen, würde es aber gerne mal.

Die deutsche Elf hat bisher zweimal gewonnen, aber fußballerisch nicht begeistert. Was wird gegen Frankreich der Schlüssel zum Erfolg sein?

Wir müssen wie in den beiden ersten WM-Spielen hinten gut stehen - und müssen außerdem die Französinnen laufen lassen. Dazu benötigen wir eine größere Ballsicherheit, müssen besser kombinieren. Dann werden wir unsere Chancen bekommen. Dass wir bisher mit unserem Spiel nicht zufrieden sind, ist ja jedem klar. Vielleicht ist es aber ein Vorteil, dass wir gegen Frankreich nicht den ganz großen Druck haben, weil wir bereits für das Viertelfinale qualifiziert sind.

Ist der Rummel um das Team zu groß oder wirkt die enorme Zuschauerkulisse, die Sie nicht gewohnt sind, gar leistungshemmend?

Die Zuschauer im Stadion sind es bestimmt nicht, denn ich finde es als Leistungssportlerin einmalig, dass ich bei einer Heim-WM vor mehreren Zehntausend Fans spielen darf. Der Bundesliga-Alltag sieht bei uns Frauen ja etwas anders aus. Wir Spielerinnen haben uns bisher vielleicht selbst zu viel Druck gemacht. Jede will es besonders gut machen, will den besonderen Pass spielen. Davon sollten wir erst mal wegkommen.

Wie bewerten Sie Ihre bisherige Leistung?

Ich bin ein selbstkritischer Mensch und daher ganz selten mit meinem Spiel komplett zufrieden. Daher sehe ich auch bei mir noch Verbesserungspotenzial. Die Bundestrainerin Silvia Neid erwartet von uns Außenverteidigerinnen, dass wir uns ins Offensivspiel einschalten. Im Eröffnungsspiel gegen Kanada hat das bei mir vor dem 1:0 ganz gut geklappt. Aber ein Fußballspiel besteht ja nicht nur aus einer Flanke.

Dennoch kann man festhalten, dass es in der deutschen Elf eher in der Offensive krankt als in der Verteidigung, oder?

Die Statistiken zeigen, dass wir uns in puncto Zweikampfstärke im gesamten Team steigern müssen. Wir hatten auch hinten den ein oder anderen individuellen Patzer drin. Das wollen wir abstellen. Mit unserem Aufbauspiel sind wir auch noch nicht wirklich zufrieden. Zum Glück haben wir mit Nadine Angerer im Tor eine Persönlichkeit stehen, die auch mal einen unhaltbaren Ball abwehren kann.

Bedeutet die WM für eine Spielerin nur Druck, oder macht sie auch Freude?

Wir sind mit unseren Resultaten, aber nicht mit den Leistungen zufrieden. Trotzdem haben wir weiterhin sehr viel Spaß im Training. Die Stimmung ist hervorragend. Die Bundestrainerin hat da viel Druck von der Mannschaft genommen. Bei uns wird sehr viel gelacht.

Bei der Spielführerin scheint das aber nicht der Fall zu sein. Birgit Prinz hat nach ihrer Auswechslung gegen Nigeria verärgert die Kapitänsbinde weggeworfen - und scheint auch jetzt noch extrem unzufrieden.

Ich kann nur die Rolle von Birgit in der Mannschaft beschreiben. Und da ist es so, dass sie unglaublich wichtig für uns ist, und zwar als Persönlichkeit und als erfahrene Spielerin. Sie ist nach wie vor jemand, der eine Partie alleine entscheiden kann. Die Birgit wird extrem beobachtet und auch kritisiert. Daher ist es doch nur menschlich, dass sie eine Gefühlsregung zeigt. Wir müssen ihr als Mannschaft jetzt beistehen und sie wieder aufbauen.

Wird sie gegen Frankreich auflaufen?

Das weiß ich nicht.

Sie studieren derzeit Sportmanagement. Welchen Beruf wollen Sie später mal ausüben. Werden Sie gar Bundesligatrainerin oder Managerin?

Ich habe mein Leben bisher dem Sport gewidmet - und das soll auch nach meiner aktiven Karriere so sein. So richtig weiß ich aber noch nicht, wo meine berufliche Reise hingeht. Ich möchte erst mal die Zeit als Spielerin nutzen, um mich weiterzubilden. Vielleicht werde ich noch ein anderes Studium hinten dranhängen.

Die Vorbereitung läuft seit Anfang April und die WM selbst dauert im Erfolgsfall drei Wochen. Wie nutzen Sie Ihre Freizeit, damit Sie keinen Lagerkoller bekommen?

Ich bin eher der ruhigere Typ. Wenn wir frei haben, gehe ich am Morgen gerne ein bisschen auf das Laufband - und denke dabei über dies und das nach. Und dann habe ich ja noch mein Studium an der Fernuniversität. Ein bisschen was muss ich auch während der WM dafür machen. Es gibt Termine für Hausarbeiten, die ich einhalten muss. Aber das stört nicht. Es ist doch besser, sich an freien Vormittagen mit etwas Niveauvollem zu beschäftigen als nur vor dem Fernseher zu sitzen. Derzeit lese ich englische Texte aus dem Bereich Sportpsychologie. Die sind recht anspruchsvoll.

Hintergrund: Die Vorturnerin

Sportskanone Babett Peter stammt aus Sachsen und spielte einst für den FSV Oschatz und den 1. FC Lok Leipzig. Heute tritt sie für Turbine Potsdam an. In ihrer Jugend hat sie auch geturnt. Noch heute kann die 23-Jährige einen Salto aus dem Stand machen.

Nervenkrankheit Seit dem fünften Lebensjahr leidet Babett Peter an der Nervenkrankheit Fazialisparese, weshalb ihre linke Gesichtshälfte gelähmt ist. Eine Operation im Alter von 15 Jahren brachte eine deutliche Besserung. Beim Fußball behindert sie ihre Krankheit nicht.