Warum eigentlich nicht?
Es werden häufig politische Preise genannt. Man hat die manchmal nicht unberechtigte Befürchtung, dass die politischen Mehrheiten nicht bekommt, wer die wahren Kosten nennt. Aber das fällt irgendwann auf einen selbst zurück. Ich habe immer gesagt, ich will keine geschönten Berechnungen. Nur weil wir alle Risiken stets benannt und kalkuliert haben, konnten wir die Punktlandung hinlegen. Wenn bei Stuttgart 21 binnen Wochen die Kosten um eine Milliarde Euro steigen, sagen wir alle, das kann doch nicht wahr sein.

Das hätte man voraussehen müssen, glauben Sie?
Ob es gesehen oder übersehen wurde, wer weiß? Nach Kompetenz und Transparenz geht es auch um Verlässlichkeit. Das Beschlossene gilt. Ein Problem bei der Elb-Philharmonie oder auch bei dem 2002 von einem Bürgerentscheid gestoppten Reutlinger Kultur- und Kongresszentrum war, dass im Laufe der Planung immer noch weitere Wünsche erfüllt werden sollten. Dann bläht sich ein Bauvorhaben auf und ist irgendwann nicht mehr finanzierbar. Das Reutlinger Kongresszentrum wäre dreimal teurer geworden als heute die Stadthalle.

Beziehen Sie die Verlässlichkeit auch auf den Kostenrahmen?
Wir haben den Deckel nie gelupft. Ich stand allen gegenüber im Wort, dass wir in toto für 42 Millionen Euro bauen. Die Projektgruppe wusste, es gibt keinen Cent mehr. Konkret: Wir haben Woche für Woche darauf geachtet, dass Budget und Ausbaustandard zusammenpassen. Wir haben nachjustiert, Ausstattung und Standard immer wieder an die Kosten angepasst.

Der Bau hat sich verändert?
Erheblich sogar. Wenn wir bei Ausschreibungen günstigere Angebote als erwartet erhalten haben, konnten wir uns mehr leisten. Sowohl in der Bühnentechnik oder durch zusätzliche Konferenzräume haben wir die guten Ergebnisse der Ausschreibungen genutzt. Aber es braucht ein strenges Kostencontrolling.

Der Baubeschluss kam 2009, mitten in der Weltwirtschaftskrise – Vor- oder Nachteil?
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen können wir nicht beeinflussen. Wir hatten in diesem Fall das Glück des Tüchtigen. Der Gemeinderat hatte den Mut, das Projekt auf den Weg zu bringen, obwohl es viele Ratschläge auch aus dem eigenen Haus gab, mit dem Bau in einer Zeit der Haushaltssperre nicht zu beginnen. Und ich möchte Kollegen in den anderen Rathäusern ermutigen, gerade in schwierigen Zeiten ein Projekt zu starten. Zu unserem Vorteil haben sich die Baukosten in der Flaute nach unten bewegt. Wäre es anders gekommen, hätten wir eben Abstriche in der Ausstattung gemacht. Das geht auch noch, wenn der Rohbau steht. Darüber hinaus hatten wir einen Risikopuffer im Budget für den Fall, dass die Wirtschaft anzieht und die Preise deutlich steigen.

Und der Risikopuffer ist jetzt vollständig aufgebraucht?
Ja. Es ist kein Geld mehr übrig.

Aber das Geld war immerhin da.
Wir befanden uns in der kommoden Situation, dass Reutlingen 42 Millionen Euro für dieses Projekt angespart hatte. Das ist eine Sondersituation, in der sich viele Kollegen nicht befinden.