An diesem Samstag wird in Hannover ein neuer Präsident des Deutschen Handball-Bundes gewählt. Der zurückgetretene Bernhard Bauer spricht in der „StZ“ exklusiv über seine Beweggründe.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart – Bernhard Bauer war eineinhalb Jahre lang Präsident des Deutschen Handball-Bundes, ehe er im März zurückgetreten ist. Eine zwischenzeitlich angedachte Kandidatur beim Außerordentlichen Bundestag kam nicht zustande.

 

Erst nach reiflicher Überlegung und vor dem Hintergrund vieler lancierter Gerüchte und Mutmaßungen hat sich der 64-Jährige entschieden, exklusiv mit unserer Zeitung über seine Beweggründe zu sprechen.
 

Herr Bauer, an diesem Samstag steht der Außerordentliche DHB-Bundestag in Hannover an. Sind Sie denn froh, dass Sie nicht nochmal als Präsident kandidieren oder eher enttäuscht, dass es nicht geklappt hat?
Es war für mich im März ein Rücktritt ohne Wiederkehr und eine ganz bewusste Entscheidung, vor der ich sehr lange mit mir gerungen habe. Ich wusste ja, was das für den Handball bedeuten würde und habe mir es daher nicht leicht gemacht. Dass in der Zwischenzeit Landesverbände, aber auch Bundesligisten auf mich zugekommen sind und mich gefragt haben, ob es eine „Rückholaktion“ geben könnte, steht auf einem anderen Blatt.
Sie hatten eine mögliche Kandidatur nur unter der Voraussetzung ins Auge gefasst, dass zuvor dem Antrag auf Abwahl der Vizepräsidenten stattgegeben wird. Was war der Grund für diese Forderung?
Ein wesentlicher Grund für meinen Rücktritt war ja das Miteinander im Präsidium. Unsere Entscheidungen sind in der Regel einstimmig gefallen, und für mich ist ganz essenziell, dass Teamarbeit keine Worthülse bleibt, sondern wirklich ein enges Zusammenwirken aller Personen ist. Dies bedeutet, dass insbesondere Einzelinteressen nicht im Vordergrund stehen dürfen – sondern der Handball. Fairness, Respekt und Ehrlichkeit sind Werte, die nicht nur auf dem Papier Eindruck machen sollen, sondern im Alltag gelebt werden müssen. Zudem kann ich natürlich in ein Gremium, aus dem ich zurückgetreten bin, weil von einigen Mitgliedern Grundregeln des anständigen Umgangs verletzt wurden, in gleicher Konstellation nicht mehr eintreten.
Es wurde ja von gewissen Kreisen unterstellt, als Ehrenpräsident des Handball-Verbandes Württemberg hätte es im Vorfeld Absprachen gegeben. War dem so?
Worüber ich wirklich enttäuscht bin ist, wie sich einzelne Präsidiumsmitglieder nach der Einreichung des Antrags verhalten haben. Da sind Unwahrheiten in die Welt gesetzt worden. Dass ich mich darüber gefreut habe, dass meine Amtsniederlegung von vielen bedauert und auch öffentlich gewürdigt wurde, was in meiner Amtszeit erreicht wurde, wird mir sicher niemand verübeln. Aber ansonsten war die Sache mit dem Rücktritt für mich erledigt. Erst als es dann eine Anfrage aus Bayern und auch von Bundesligavereinen gab, habe ich gesagt: Ihr könnt mit mir reden, wenn ihr wisst, was ihr wollt. Es gab nie ein Zusammenspiel mit dem Handballverband Württemberg. Hätte ich von mir aus die Absicht gehabt, wieder anzutreten, hätte ich ganz sicher bewusst Wert darauf gelegt, dass mein Heimatverband nicht nach vorne prescht, sondern hätte dies selbst offen kommuniziert.
Sie reden von den Vizepräsidenten im Gesamtpaket. War es denn aber nicht vielmehr so, dass sich der ganze Streit an einer Person entzündete: Bob Hanning, im DHB für den Leistungssport zuständig?
Es war, das hat die Öffentlichkeit ja auch mitbekommen, natürlich im Wesentlichen Bob Hanning, der aus meiner Sicht Teamarbeit noch nicht voll verinnerlicht hat. Wenn man in ein solches Gremium als einer von fünf Vizepräsidenten hineingeht, muss man auch die Gesamtheit im Auge haben. Man darf keine Alleingänge starten und Absprachen ignorieren. Das schadet dem Sport. Ich bin der Meinung, das einzige, was wir nach außen tragen müssen, sind die Erfolge der Spielerinnen und Spieler.
Bob Hanning hat ja damit gedroht, wenn er geht, würde auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson sein Amt aufgeben. War so eine Drohgebärde realistisch?
Eine solche Drohung richtet sich doch von selbst. Ich denke, der von mir sehr geschätzte Dagur Sigurdsson weiß, dass er einen Vertrag mit dem DHB hat und nicht mit Bob Hanning. Im Klartext: auch das war nur einer von vielen Versuchen, Dinge zu streuen, um Umfrieden zu stiften.