Die baden-württembergische FDP-Landeschefin Birgit Homburger lehnt das Angebot ab, ins Auswärtige Amt zu wechseln. Sie ist „entsetzt“ über die FDP.

Berlin - Birgit Homburger ist „entsetzt“ über die FDP. Offenkundig hätten einige „den Ernst der Lage“ nicht erkannt. Ihr möglicher Wechsel an die Seite Westerwelles war zuvor scharf kritisiert worden.

 

Frau Homburger, Sie galten in der FDP als Favoritin für die Nachfolge von Staatsminister Werner Hoyer im Auswärtigen Amt. Wollen Sie es werden?

Zunächst einmal herzliche Gratulation an Werner Hoyer zur Entscheidung im europäischen Rat für Wirtschaft und Finanzen. Es ist ein großer Erfolg für Deutschland, dass er Präsident der Europäischen Investitionsbank wird, weil es wichtig ist, dass wir in solchen internationalen Organisationen vertreten sind. Das wurde in der Vergangenheit viel zu sehr vernachlässigt. Zur Nachfolge im Auswärtigen Amt: Das ist ein attraktives Angebot. Ich traue mir das voll zu, stehe aber nicht zur Verfügung.

Warum? Hat Sie die Aufgabe nicht gereizt?

Natürlich ist das Angebot sehr interessant. Aber ich habe schon nach der Bundestagswahl deutlich gemacht, dass ich Parlamentarierin mit Leib und Seele bin. Und in der jetzigen Situation der Partei werde ich als Landesvorsitzende des zweitgrößten Landesverbandes Baden-Württemberg und stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP im Land gebraucht, nicht im Ausland.

In der FDP ist viel schmutzige Wäsche gewaschen worden. Sie seien nicht qualifiziert und sollten von FDP-Chef Rösler auf einen Versorgungsposten abgeschoben werden, hieß es. Was ist da dran?

Ich kenne die Gerüchte gut. Seit ich im Mai für den Fraktionsvorsitz nicht wieder kandidiert habe, wird immer wieder kolportiert, ich müsste etwas werden. Ich muss aber nichts werden, denn ich bin schon etwas. Frei gewählte Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Das ist eine der ehrenvollsten Aufgaben, die dieses Land zu vergeben hat. Ich definiere mich nicht über ein Amt, sondern über meine Persönlichkeit.

Was sagt der Umgang mit Ihnen über den Zustand Ihrer Partei aus?

Es geht hier nicht um den Umgang mit einer Person. Es geht um die FDP, die seit Monaten bei drei Prozent steht. Und da bin ich schon entsetzt, dass es immer noch Kollegen gibt, die den Ernst der Lage nicht erkannt haben. Ich erwarte, dass in der jetzigen kritischen Lage der Partei alle ihre Kraft darauf verwenden, der FDP aus dieser Krise herauszuhelfen, statt öffentlich über nicht spruchreife Personalfragen zu diskutieren.

Warum haben Sie nicht früher Nein gesagt, Sie hätten sich viel Ärger erspart ...

Für mich sind Stil und Anstand noch Kategorien in der Politik. Deshalb bin ich der Meinung, dass man nicht über Ämter diskutieren sollte, die noch gar nicht zur Verfügung stehen. Das Spekulieren über ungelegte Eier schadet dem Ansehen des Landes, der Partei und allen Beteiligten. Und dazu wollte ich nicht beitragen.

Was muss die Partei lernen?

Die FDP muss sich auf die inhaltlichen Fragen konzentrieren, die entschieden werden müssen. Seriöse Sacharbeit interessiert die Bürgerinnen und Bürger, alles andere schadet uns. Die Stabilisierung des Euro, die Umsetzung des neuen Energiekonzepts und andere große Aufgaben erfordern unsere Handlungsfähigkeit in der Regierung. Diese Handlungsfähigkeit muss die FDP unter Beweis stellen. Das Gespräch führte Thomas Maron.