Sie haben gesagt, dass das Flüchtlingsthema Chefsache ist. Wie sieht das konkret aus?
Ich koordiniere die Flüchtlingsarbeit zusammen mit dem Ordnungsamt und halte den Kontakt zum Landratsamt.
Wie oft sind Sie vor Ort in den Unterkünften?
Persönlich zuletzt im Zusammenhang mit einer Möbelspende von Ikea. Ansonsten macht das das Ordnungsamt. Ich bin sehr dankbar, dass sich der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe unter der Leitung von Manfred Kosbi sehr engagiert einbringt. Dieser Einsatz ist für die Verwaltung unverzichtbar.
Wie kann der Arbeitskreis die zusätzlichen Aufgaben schultern, wenn jetzt noch Flüchtlinge in die Schulturnhalle und die Container neben der Bäckerei Treiber ziehen?
Die Lage ist für uns alle eine große Herausforderung und fordert die Verwaltung ebenso wie die ehrenamtlichen Helfer in ganz besonderem Maße. Wir werben um Kräfte für den Arbeitskreis, damit diese schwierige Situation gemeistert werden kann. Und auch im Rathaus ist die Arbeitsbelastung sehr hoch, weil ja auch andere Aufgaben so weit als möglich weitergeführt werden müssen.
Was wollen Sie persönlich tun, damit sich die Flüchtlinge in Steinenbronn integrieren?
Die Flüchtlingskinder haben einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, unter bestimmten Voraussetzungen auch auf den Schulbesuch. Wenn sie da sind, müssen wir schauen, wie wir sie verteilen. Unsere Kindergärten sind voll besetzt, deshalb wird das sehr schwierig.
Schafft Steinenbronn für die Asylbewerber eine lebendige Willkommenskultur?
Es gibt ja schon Überlegungen beim TSV Steinenbronn für Sportangebote an die Adresse der Flüchtlinge. Wenn sie kommen, werden wir gemeinsam mit dem Arbeitskreis den Kontakt aufnehmen.
Die Flüchtlingscontainer sollen ja im Gewerbegebiet untergebracht werden ...
Meine herzliche Bitte ist: Streichen Sie das Wort Container. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Kinder gesagt haben: „Container. Das sind doch Abfallcontainer. Kommen da Menschen rein?“ Ich spreche deshalb von Systembauten. Das ist mir wichtig.
Ein Großteil der Flüchtlinge lebt dann ja im Gewerbegebiet. Wie wollen Sie sicherstellen, dass sich die Leute dort nicht außen vor fühlen, sondern integriert werden?
Der Landkreis Böblingen hat folgendes Konzept: Es gibt für Sammelunterkünfte ab 120 Personen einen vollbeschäftigten Hausmeister und einen vollbeschäftigten Sozialbetreuer. Wenn die Feierabend machen, kommt ziviles Wachpersonal. Die sind so lange da, bis die beiden am nächsten Morgen wieder kommen. Ziel ist es, die Flüchtlinge möglichst schnell einer Beschäftigung zuzuführen, das ist gemeinnützig ab Beginn des Aufenthalts möglich.
In der Schulturnhalle werden etwa 35 Personen untergebracht. Wird die geräumt, wenn die Systembauten bezugsfertig sind?
Das haben wir bei Landrat Roland Bernhard bereits eingefordert, zumal wir in diesem Jahr nur 70 Flüchtlinge unterbringen sollten. Das stand in einem Schreiben des Landrats, von dem ich am 9. November Kenntnis erhalten habe. Wenn es dann 140 Menschen werden, meine ich, dass es sachgerecht ist, dass die Schulturnhalle im Januar freigegeben wird, wenn die Systembauten bezogen sind. Wir helfen im Rahmen unserer Möglichkeiten.
In den vergangenen Wochen gab es eine gewisse Hektik in Steinenbronn in Bezug auf die Flüchtlingsunterbringung. Wäre es nicht möglich gewesen, aktiv auf den Landkreis zuzugehen und zu sagen, dass es eine Fläche neben der Bäckerei Treiber gibt?
Genau dies haben wir dem Landkreis bereits am 16. November konkret angeboten. Für Sammelunterkünfte ist der Landkreis zuständig. Da hätten wir erwartet, dass wir bereits im Vorfeld des Schreibens des Landrats auch Informationen bekommen.