Die britische Schauspielerin Carey Mulligan spricht über ihren neuen Film und erklärt, wie man im Leben die richtigen Entscheidungen trifft.

London – - Mit Kostümfilmen kennt sich Carey Mulligan aus. Die Schauspielerin gab ihr Kinodebüt in der Jane-Austen-Adaption „Stolz und Vorurteil“, erhielt ihre erste Oscar-Nominierung mit der Sechziger-Jahre-Geschichte „An Education“ und war auch in „Der große Gatsby“ mit von der Partie. Im Interview spricht die 30-Jährige, die derzeit von dem Musiker Marcus Mumford ihr erstes Kind erwartet, über ihren jüngsten Film „Am grünen Rand der Welt“, der ab Donnerstag im Kino zu sehen ist.
Miss Mulligan, „Am grünen Rand der Welt“ von Thomas Hardy ist ein Klassiker der britischen Literatur. Für Sie als Engländerin war der Film also ein Heimspiel, oder?
Tja, ich hatte das Buch leider nie gelesen. Eigentlich bin ich bewandert, was britische Literatur angeht, und bin vertraut mit anderen Romanen Hardys. Nur „Am grünen Rand der Welt“ kannte ich leider nicht. Der Grund, warum mich das Projekt interessierte, war also zunächst einmal gar nicht die Geschichte. Im Gegenteil hatte ich eigentlich gar keine Lust darauf, schon wieder einen Kostümfilm zu drehen.
Aber?
Aber dass in Thomas Vinterberg ein dänischer Regisseur hinter der Sache steckte, machte den Film spannend. Ich liebe seinen Film „Das Fest“ und schaute mir dann auch sofort „Die Jagd“ an. Danach war klar, dass ich mir die Gelegenheit, mit Thomas zu arbeiten, nicht entgehen lassen konnte.
Mit den Dänen hatten Sie ja schon gute Erfahrungen gemacht.
Oh ja, immerhin hat mir Lone Scherfig mit ihrem Film „An Education“ zum Durchbruch verholfen. Ich liebe die Dänen. Sie sind so geradeheraus und ehrlich. Das finde ich wunderbar.
Merkt man einem Film denn an, wenn ein dänischer Regisseur ihn inszeniert hat?
Puh, das kann ich so nicht sagen. Aber ich finde, dass Thomas „Am grünen Rand der Welt“ seine Handschrift verpasst hat. Das Problem mit Kostümfilmen ist ja immer, dass sich da schnell ein riesiger Graben zwischen dem Geschehen auf der Leinwand und dem Publikum auftut. Die Figuren und ihre Gespräche wirken oft steif. Thomas hat da ein paar dieser Konventionen über Bord geworfen.
Wie würden Sie Ihre Figur Bathsheba beschreiben? Ist sie ein verwirrtes Mädchen oder eine frühe Feministin?
Das schließt sich doch gar nicht aus. Für mich ist sie beides. Definitiv eine Feministin, auf ihre eigene Art und Weise. Man darf ja nicht vergessen, dass sie zu Beginn der Geschichte ziemlich jung ist. Da gehören ein paar dumme Fehler dazu.
Was die Männer angeht?
Nicht nur das. Sie kennt sich selbst einfach noch nicht besonders gut. So kommen ihr Stolz und Eitelkeit immer wieder in die Quere. Überhaupt ist sie eine komplizierte und in ihrer Unabhängigkeit ganz schön moderne Frau – bemerkenswert für einen männlichen Autor jener Zeit. Im Laufe der Geschichte lernt sie aber dazu, verändert sich und wird ein besserer Mensch.
Im Grunde also eine Entwicklungsgeschichte – wie es auch schon „An Education“ war.
Stimmt, das könnte man so sagen. Im Falle von „Am grünen Rand der Welt“ ist das natürlich ein Erwachsenwerden der ganz anderen Art. Aber im Kern der Geschichte steht tatsächlich hier wie dort eine naive junge Frau, die etwas über das Leben lernt.