Und irgendwann hatten Sie genug von diesem Tingeltangel.
Ich verspürte den Wunsch, eine Heimat zu finden. Gemeinsam mit zwei anderen habe ich 2009 das Galao aufgezogen. Wir kannten uns vorher nicht, es war Glück, dass es in dieser Konstellation gepasst hat.
In der Gastronomie lässt sich viel Geld verdienen – mindestens genauso groß ist die Gefahr, eine Menge Geld zu versenken.
Dort, wo wir das Galao eröffnet haben,waren schon immer Cafés oder Restaurants drin, aber offenbar hat keines davon funktioniert, alle machten wieder zu. Als wir dort begonnen haben, sagte uns alle: „In zwei Jahren seid ihr wieder weg.“
Inzwischen sind Sie vier Jahre dort, und der Marienplatz hat in der Beliebtheit beim Ausgeh- und Szenepublikum eine steile Karriere hingelegt. Wie erklären Sie sich das?
Im Gegensatz zur Theodor-Heuss-Straße gibt es auf diesem Platz nicht nur Hochglanz, schnelle Autos und vermeintlich schöne Körper. Schwaben sind Denkerköpfe, sie sind Bruddler und manchmal eigen – das muss sich auch im Stadtbild widerspiegeln. Deswegen brauchen wir in Stuttgart Orte, die von den Menschen, die hier leben und nicht von der Systemgastronomie dominiert werden.
Wenn man sich die Stuttgarter Bar- und Clubszene anschaut, fällt auf, dass vieles sehr ähnlich aussieht. Von Ausnahmen abgesehen. Es fehlen exotische Pflänzchen wie das Café Weiß oder der Keller Klub.