Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Welche Zugeständnisse erwarten Sie für ein Entgegenkommen bei der Leiharbeit?
Wir stellen fest, dass Zeitarbeit deutlich teurer werden wird. Also werden die Betriebe noch stärker auf interne Flexibilität angewiesen sein. Das Einfachste ist die Ausweitung der 40-Stündler-Quote, die noch auf 18 Prozent der Belegschaft begrenzt ist. Man könnte aber auch die Möglichkeit der befristeten Einstellung verbessern oder über Arbeitszeitkorridore reden.

Seit Juli 2011 wird über die qualitativen Themen gesprochen – ohne große Bewegung. Hat man sich eingemauert?
Tatsache ist, dass die IG Metall ihre Gespräche mit den Zeitarbeitgebern im Sommer 2011 für rund sechs Monate unterbrochen hatte. Aber auch wir sagen: Es wird angemessene Lohnerhöhungen geben. Auch wir wollen Nachwuchsförderung und die Stammbelegschaften mit Fachkräften ausbauen. Auch wir wollen die wirtschaftliche Situation der Zeitarbeiter verbessern. Wenn das keine Grundlage ist, um vernünftig miteinander umzugehen, weiß ich nicht, was wir noch machen sollten.

Mehr als drei Prozent höhere Entgelte haben Sie immerhin schon angeboten.
Ich habe gesagt: die 6,5-Prozent-Forderung wird noch nicht einmal zur Hälfte begründet mit Inflationsrate und Produktivitätssteigerung. Alles andere, insbesondere das Herumeiern mit dem Korrekturfaktor, ist für uns nicht mehr nachvollziehbar. Und die Firmen, in denen der Aufholprozess wirklich gut gelaufen ist, haben teilweise sehr großzügige Prämien bezahlt. Das kann man auch nur so lösen.

Zwei Drittel der Betriebe zahlen laut IG Metall keine Ergebnisbeteiligungen. Unter vier Prozent wird sie es daher kaum machen. Wird es der teuerste Abschluss seit Langem?
Unsere Betriebe werden keinen Abschluss akzeptieren, der ihre Möglichkeiten übersteigt. Selbst wenn wir auf dem Weg zu einer Automobilarbeitergewerkschaft wären, würde dies nur bis zur Kurve tragen. Denn die Automobilindustrie ist seinerzeit als erste tief in die Krise hineingefahren.

Wann kommt das Arbeitgeberangebot?
Es ist egal, was wir anbieten – es wird zunächst zerrissen. Und wenn wir zu früh kommen, wird es wochenlang zerrissen.

Wollen Sie während der Friedenspflicht bis Ende April gar kein Angebot machen?
Das wird davon abhängen, wie sich die IG Metall in den nächsten Wochen aufstellt. Wenn wir nicht wieder polemisch angegriffen werden und das Ganze hoch gepusht wird, sondern die Auseinandersetzung einigermaßen normal verläuft, sollte man innerhalb der Friedenspflicht ein Angebot machen. Das gehört sich einfach so.

Warnstreiks sind dennoch fast sicher?
Ich hoffe, dass sich Metall als weltweit tätige Technologiebranche nicht Reaktionsmuster des öffentlichen Dienstes aneignet – dies noch vor dem Hintergrund der wichtigsten Messe für Investitionsgüter und Technologie Ende April in Hannover, die ausgerechnet China als Partnerland hat.

Die Gewerkschaft will nicht lange fackeln. Bis Pfingsten soll Klarheit herrschen, sonst folgt die Urabstimmung.
Störungen im Arbeitsablauf kann niemand gebrauchen. Im Verhältnis der Tarifparteien zueinander könnte es einen Knacks geben. Den könnten sich manche sogar wünschen, die alte Zeiten herbeisehnen. Wir sollten nicht kaputt machen, was über Jahre aufgebaut wurde. Der Schulterschluss ist unsere größte Standortstärke. Ein Arbeitskampf wäre ein Rückschritt. Insofern appelliere ich auch an unsere Reihen, dass es nicht zu Überreaktionen kommt, die uns wieder jahrelang zu schaffen machen.