Und welche Rolle, Herr Kabarettist, spielt der Humor in dieser „Stuttgarter Republik“?
Eine große! Mit Satire und Parodie lassen sich Verkrustungen und Machtverhältnisse immer bis zur Kenntlichkeit entstellen, auch jene, die sich innerhalb einer Protestbewegung selbst herausbilden.

Was bewirkt Humor, wenn er nicht als Kunstform, sondern als Wesenszug eines Menschen auftritt?
Dann hilft er, Aggressionen und Hass abzubauen – zwei sehr unproduktive Gefühle, auch für einen selbst. Wenn ich aber so, wie ich bin, heiter und weltoffen, auf Menschen mit anderer Meinung zugehe, führt das zu einer Entspannung der Lage. Man muss Haltung zeigen und dabei doch immer locker bleiben – das ist die große Kunst einer gelingenden Streitkultur überhaupt.

Vermutlich kann man mit lockerer Haltung auch Niederlagen besser verwinden.
Natürlich. Wenn man augenzwinkernd in eine Auseinandersetzung geht, kann man sie auch augenzwinkernd wieder verlassen. Dann sagt man zu sich: Jetzt mach mal halblang, Kerle! Jetzt guck dir halt mal den anderen Standpunkt an! Und entspannen kann man eine Lage auch, wenn man Sachverhalte einfach überspitzt . . .

 . . . wie am vorletzten Sonntag beim „Großen Ratschlag“ der S-21-Gegner im Rathaus.
Sie sind gut informiert. Vom Podium herab habe ich verkündet, der Oberbürgermeister habe für jeden, der am Eingang des Rathauses seinen Button abgibt, Erbsensuppe mit Würstle bereitgestellt. Und wer zwei Buttons abgebe, kriege auch noch einen Nachschlag  . . . Die eine Hälfte des Saals hat gelacht, da konnte ich Gesichtsmuskeln und hoffentlich auch noch mehr lockern. Die andere Hälfte aber war aufrichtig empört: Ha no, unglaublich, was der „Macht“ alles einfällt, um uns zu korrumpieren!