Wie wird aus einer Idee eine der meistgeklickten Seiten im Online-Wahlkampf? Der Macher des Merkelraute-Tumblrs berichtet, warum seine Idee im Netz erfolgreich war – und weshalb Parteien diese Mechanismen nur schwer für sich nutzen können.
Stuttgart - Zumindest unter Intensivnutzern des Internets sowie unter Journalisten sind Meme wie der Merkelraute-Blog das dominierende Phänomen des Bundestagswahlkampfs im Netz. Es gab die AfD-Politikerin Michaela Merz („Mitgründerin des deutschen Internet“), das von Angela Merkels Spruch inspirierte Hashtag #Neuland und den „Pofalla beendet Dinge“-Blog auf der Blog-Plattform Tumblr. Das Netz empörte sich über Bilddopplungen im FDP/NPD-Wahlspot, schmunzelte über Andrea Nahles’ Gesangseinlage im Bundestag, folgte nach dem TV-Duell der Schlandkette bei Twitter und sah sich Fotomontagen von der Merkelraute und dem Stinkefinger von Peer Steinbrück an.
Aus dieser Perspektive war der Bundestagswahlkampf 2013 ein Meme-Wahlkampf. Wir haben deshalb den Macher des Merkelraute-Tumblrs, den Düsseldorfer Grafik- und Webdesigner Peter Schildwächter angerufen.
Ist das der typische Ablauf, wie ein Tumblr populär wird?
Es braucht zunächst eine Idee, die zündet. Der Tweet mit der Mao-Fotomontage und anschließend das Mr.-Burns-Motiv war so eine Idee. Wenn daraus ein Tumblr wird, muss das natürlich noch jemand mit Einfluss im Social Web weiterverbreiten.
Sich den Anlass selbst auszudenken, funktioniert nicht. Bei sehr aktuellem Anlass würde man schon fitte Leute finden, die das Potenzial erkennen und so einen Tumblr sehr flott umsetzen. Ich bin sicher, dass viele Agenturen sich fragen: Wie können wir so einen Hype selbst starten? Aber das funktioniert schon deshalb kaum, weil Meme ja niemals rein positive Geschichten für den Protagonisten sind. Da schwingt immer auch Spott mit.
Die sorgen vielleicht für ein wenig mehr Interesse an Politik. Aber selbst wenn ich Motive veröffentliche, bei denen Merkel nicht gut wegkommt: Ihre Gegner finden es witzig und posten es; Merkels Befürworter finden es blöd und verbreiten es nicht weiter. Insgesamt ändert das nichts am Wahlergebnis. Meme sind einfach eine sehr unterhaltsame und schöne Begleiterscheinung des Wahlkampfs.