Der türkische Generalkonsul in Stuttgart, Mustafa Türker Ari, erklärt die Reaktion der Türken auf den Brand in Backnang.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Der türkische Generalkonsul in Stuttgart, Mustafa Türker Ari, erklärt die Reaktion der Türken auf den Brand in Backnang.

 

Herr Ari, die ersten Ermittlungsergebnisse liegen nun vor. Sind Sie zufrieden mit der Arbeit der deutschen Behörden?
Von Anfang an baten wir unsere Ansprechpartner, mehrdimensionale Ermittlungen durchzuführen, auch im Hinblick auf Brände, die sich bereits in anderen deutschen Städten ereignet hatten. Ebenso wurde uns aber auch von Anfang an versichert, dass die Polizeidirektion Waiblingen umfassende Untersuchungen durchführt. Ich verstehe, dass in den Untersuchungen bislang noch keine konkrete Brandursache ermittelt werden konnte. Wir sollten auch bedenken, dass der von den Ermittlungsbehörden erstellte Untersuchungsbericht nun der zuständigen Staatsanwaltschaft übergeben wurde.

Finden Sie, die Türkei wurde ausreichend einbezogen? Es war angeboten worden, eigene Ermittler zu schicken.
Als unser Botschafter in Berlin, Herr Hüseyin Avni Karslıolu am Tag des Brandes nach Backnang kam, baten wir, Experten aus der Türkei zu entsenden, um sie an den Untersuchungen zu beteiligen. Sofern ich weiß, wird die Entscheidung, ausländische Experten an Untersuchungen zu beteiligen von den jeweils zuständigen Behörden getroffen.

Und wie ist hierzu die Stimmungslage in der türkischen Gemeinschaft?
Verliert eine Gemeinde bei einem Brand acht ihrer Mitglieder, so kann man den Schock und die Trauer dieser Menschen erahnen. In der türkischen Gemeinde gibt es einen großen Zusammenhalt, den sie teilt dieselbe Kultur, dieselben Werte und dieselbe Zukunft. Daher ist es verständlich, dass Tausende an den Trauerfeiern in Backnang und in der Türkei teilnahmen.

Die Ermittlungspannen rund um die NSU-Morde haben sehr viel Vertrauen zerstört. Was muss passieren, damit sich dieses wieder einstellt?
Ich denke, dass sich Vertrauen in jedem Bereich unsere Lebens auf Transparenz und Zusammenarbeit gründet.

Sie waren direkt nach dem Brand selbst in Backnang, um sich ein eigenes Bild zu machen. Wie belastend war dieser Tag für Sie?
Unmittelbar nachdem ich von den zuständigen Behörden über den Brand informiert wurde, begab ich mich nach Backnang. Es war ein sehr schwerer Tag für mich und alle Menschen in Backnang. Ich begleitete auch die Familienangehörigen von Backnang in die Türkei. In schwierigen Momenten wie diesen versteht man die tiefere Bedeutung des Wortes Solidarität – besonders in Gemeinden, in denen man zuvor schon des Öfteren gewesen ist.
Das Gespräch führte Viola Volland.