Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)
Wohin geht denn der Weg bei der Stadtentwicklung?
Stadtentwicklung ist immer ein Spagat widerstreitender Interessen. Landwirtschaft, Naherholung und Grünbereiche sind für die Menschen wichtig, aber auch eine vernünftige Verkehrsinfrastruktur. An ausreichend Parkplätze in den Ortszentren müssen wir ebenso denken wie an die Entlastung der Bürger vom Durchgangsverkehr. Ganz wichtig ist aber auch, dass wir wachsen können: Wir benötigen Wohnbauflächen und Gewerbeareale. In diesen Bereichen sind wir ziemlich am Ende, und damit stehen wir sofort im Konflikt mit den Interessen von Landwirtschaft und Naherholung. Das ist ein Prozess, der jetzt startet und bei dem es eine sehr intensive Bürgerbeteiligung geben wird.
Wenn Sie den Verkehr schon ansprechen: Gibt es aus Sicht der Stadt eine Lösung für die Probleme?
Wir haben ein Verkehrsgutachten für Bernhausen in Auftrag gegeben, das sich mit diesem Thema beschäftigen wird. Und wir setzen große Hoffnungen auf den Ausbau der B 27. Diese Bundesstraße muss unbedingt in den vordringlichen Bedarf plus des Bundesverkehrswegeplans kommen. Denn es ist doch so: Immer wenn der Verkehr auf der B 27 steht, haben wir auch in der Ortsmitte Stau. Eine Umfahrung für Sielmingen halte ich weiterhin für sinnvoll, aber das Thema ist zunächst einmal durch, weil sich die Politik leider nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen konnte.
Es gibt Stimmen, die nicht nur bei Verkehrsthemen über eine Bevorzugung von Bernhausen klagen. Kommen die anderen Stadtteile zu kurz?
Ja, das sagen ja alle Ortsteile. Als in Sielmingen der Rathausplatz saniert wurde oder in Harthausen der Marktplatz oder in Plattenhardt die Uhlbergstraße oder in Bonlanden die Marktstraße, wurde auch in Bernhausen so geredet. Ich sehe das so, dass Bernhausen einfach der Stadtteil ist, der jetzt einmal zum Zuge kommen muss. Wir können nicht alle Anliegen gleichzeitig erledigen – nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern weil wir das als Stadtverwaltung auch alles schaffen müssen. Und deshalb geht das schön der Reihe nach.
Man hört aber auch, dass Bernhausen für Filderstadt schlicht der wichtigste Stadtteil und die besondere Aufmerksamkeit deshalb gerechtfertigt sei.
Bernhausen hat natürlich eine sehr zentrale Funktion, weil es den S-Bahn-Halt gibt und sich viele Einrichtungen dort bündeln. Außerdem ist Bernhausen der Stadtteil mit den meisten Einwohnern und er hat durch seine Lage zur Autobahn und B 27 besondere Herausforderungen, aber auch besondere Vorteile. Die Aussage aus Isek ist „Eins werden, fünf bleiben“, im Flächennutzungsplan sollen deshalb die Schwerpunkte jedes Stadtteils noch stärker herausgearbeitet werden. Entwicklungsstrategisch hat Bernhausen natürlich eine tragende Rolle. Dies heißt aber nicht, dass andere Stadtteile vernachlässigt oder gar benachteiligt würden.
Sie haben den demografischen Wandel als zentrales Thema angesprochen. Braucht Filderstadt eine Wohnungsbaugesellschaft, um das Thema entschlossen in Angriff nehmen zu können?
Wir haben eine externe Beratungsfirma mit der Abwägung der Vor- und Nachteile einer Wohnungsbaugesellschaft beauftragt. Das Gutachten kam letzten Endes zu dem Schluss, dass diese Einrichtung in Filderstadt nicht notwendig sei, da die Aufgaben bereits von der Verwaltung wahrgenommen werden. Um eine Wohnbaugesellschaft sinnvoll betreiben zu können, benötigt die Stadt Grundstücke. Das Zentrum der Filder hat so wenig Flächen, dass es kaum Spielraum gibt. Wenn wir die Chance erhalten, wie zum Beispiel in Sielmingen Wohnungen auf ein Kinderhaus zu bauen, tun wir dies auch. Aber solche Gelegenheiten gibt es leider nicht so oft.