Cornelia Froboess spricht über ihre Rolle in dem Fernsehfilm „Eine halbe Ewigkeit“ und ihre Vergangenheit als Kinderstar.

Stuttgart - Nach mehr als fünfzig Jahren trifft die von Cornelia Froboess gespielte Elly ihre Jugendliebe Harry wieder, der damals Hals über Kopf nach Amerika gegangen ist. Alte Gefühle brechen auf.

 

Frau Froboess, warum haben Sie sich auf dem Bildschirm zuletzt so rar gemacht?
Ich habe am Theater nie lange genug Urlaub bekommen, um Filme zu drehen. Die Ferien haben immer nur für Gastrollen in Serien gereicht. Jetzt habe ich ein bisschen mehr Zeit fürs Fernsehen, was mich sehr freut.

Wirklich gefordert wurden Sie eher selten.
Das ist richtig, große Rollen sind rar, vieles wiederholt sich auch. Deshalb habe ich mich im vergangenen Jahr auch sehr über „Die Schwester“ von Margarethe von Trotta gefreut.

Gilt das Lob auch für „Eine halbe Ewigkeit“?
Um ehrlich zu sein: ich wollte die Rolle zunächst gar nicht spielen. Ich dachte „Oh Gott, eine Nonne! Da gibt’s doch schon diverse Serien.“ Dann habe ich mich in den Stoff vertieft und festgestellt: es ist völlig wurscht, dass die Frau Nonne ist, denn das ist nicht der Kern der Sache. Ihre Berufung macht es für das Paar bloß noch schwieriger, wieder zueinanderzufinden. Aber davon abgesehen könnte so eine Geschichte jedem passieren.

War Matthias Habich, Ihr Partner in dem Trotta-Film, Ihre Wunschbesetzung?
Ja, aber auch er musste erst überzeugt werden. Und weil wir beide im Hinblick auf unsere Rollen zunächst widerspenstig waren, haben wir uns gedacht: daraus kann eigentlich nur was Gutes entstehen.

Warum mögen so viele Theaterschauspieler das Fernsehen nicht?
Ich glaube, das gilt vor allem für das Routinefernsehen, bei dem in erster Linie alles schnell gehen muss. Ich mache es bei meinen Filmen immer zur Bedingung, dass ich mich vor Beginn der Dreharbeiten mit dem Regisseur treffen und das Drehbuch durchgehen kann, denn während der Dreharbeiten hat man dafür keine Zeit mehr.

Sie selbst hatten nie Vorbehalte gegenüber dem Fernsehen?
Ich bin ja ein Kind des Fernsehens! Als es 1951 erfunden wurde, stand ich als Siebenjährige schon vor der Kamera. Ich bin also mit dem Metier aufgewachsen, es ist mir nicht fremd. Allerdings muss man als Schauspieler viel mehr Hausaufgaben machen als am Theater, wo man ja die Zeit hat, Szenen in aller Ruhe zu entwickeln.

Aber stand das Fernsehen nicht auch für die Welt, die Sie hinter sich lassen wollten, als Sie Ende der sechziger Jahre ans Theater wechselten?
Nein, überhaupt nicht. Ich hatte zwar meine Gesangskarriere an den Nagel gehängt, aber in Fernsehspielen hatte ich vorher nie mitgewirkt, ich bin ja immer nur in Shows aufgetreten.

War man am Theater nicht skeptisch gegenüber der Sängerin?
Die Kritiker hatten viel größere Vorurteile gegen die „Schlagertante“, aber das hat sich irgendwann auch gelegt. Ich selbst habe darüber sowieso nie nachgedacht. Ich war so jung damals, ich habe mich gar nicht gefragt, ob das auch gutgeht, ob ich da überhaupt hingehöre. Ich war selig, nicht mehr die Solistin sein zu müssen, sondern zu einer Theaterfamilie zu gehören.

Nervt es Sie nicht, wenn man Sie heute auf „Pack die Badehose ein“ anspricht?
Nein, warum auch? Das gehört ja zu meiner Biografie. Im Unterschied zu Romy Schneider habe ich kein Sissi-Syndrom.

Haben Sie es je bedauert, nicht wie andere Kinder aufzuwachsen?
Ich hatte sicher keine normale Kindheit im herkömmlichen Sinn, ich war immer etwas Besonderes. Aber die Menschen, die alles organisiert haben, waren meine Eltern, sie haben mich bei den Tourneen auch immer begleitet.

Wenn junge Menschen Sie um Rat fragen: Können Sie guten Gewissens empfehlen, eine Karriere im Showgeschäft zu versuchen?
Auf keinen Fall, ich würde strikt abraten.

Bei Ihren Kindern stand das nie zur Debatte?
Zum Glück nicht. Unser Sohn ist Professor an der Universität München, er arbeitet in der veterinärmedizinischen Forschung, unsere Tochter ist Grafikerin in der Werbebranche. Es ist ja so: entweder wollen Kinder unbedingt in die Fußstapfen ihrer Eltern treten, dann muss man sie gewähren lassen, denn verhindern kann man’es eh nicht. Oder sie wollen überhaupt nichts damit zu tun haben.

Ihre Kinder fanden das Leben als Star nicht erstrebenswert, weil sie die Schattenseiten kannten?
Nein, ich glaube, das hatte andere Gründe. Es ist für Kinder ja unglaublich schwer, wenn ihre Eltern erfolgreich sind oder waren. Dann muss man als Sohn oder Tochter mindestens genauso gut sein, eigentlich noch besser, und das ist doch nur sehr selten der Fall; meistens erst wieder in der Enkelgeneration.
Das Gespräch führte Tilmann Gangloff.