Bleibt der Homag-Vorstand an Bord?
Der Homag-Vorstand hat uns bisher sehr unterstützt, wir gehen davon aus, dass er an Bord bleibt.
Wessen Idee war es, Homag zu kaufen?
Wenn sich Homag erfolgreich entwickelt, finden sich viele Väter. Ich würde dies gerne so stehen lassen. Wir haben uns Homag im November erstmals angeschaut. Für uns war entscheidend, mit der Gründerfamilie Schuler eine Übereinkunft zu finden, in welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln soll.
Das war auch wichtig, die Querelen bei den beiden Großaktionären hätte das Unternehmen sonst blockiert.
Ich glaube, das Unternehmen war bereits etwas blockiert. Doch das ist passé, den Zwist möchte ich nicht kommentieren. Positiv ist, dass die Gründerfamilie bei Homag als Ankeraktionär 22 Prozent der Anteile hält. Bei Dürr ist es übrigens genauso. Wir haben künftig die unternehmerische Führung. Wir haben ein gutes Verhältnis zur Familie entwickelt.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Im nächsten Schritt werden wir einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abschließen; damit haben wir das Sagen. Die dafür nötigen Stimmen haben wir bereits. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung des Kartellamtes. Wir rechnen damit bis Anfang Oktober.
Haben Sie eine Option auf weitere Anteile?
Wir haben eine Option auf weitere sieben Prozent aus dem Schuler/Klessmann-Pool über eine Zeitschiene bis spätestens 2021. Wenn die Familie Schuler oder Klessmann dann weitere Anteile verkaufen möchten, müssen sie an uns verkaufen.
Das Übernahmeangebot haben Sie also nur gemacht, weil es rechtlich zwingend ist.
Wir hoffen, dass wir noch einige Anteile bekommen. Relevant ist es für uns aber nicht.
Sie könnten sich Organisatorisches wie Hauptversammlungen sparen, wenn Sie Homag von der Börse nehmen.
Wieso denn? Bei Dürr machen Hauptversammlungen doch Spaß. Aber im Ernst: Wir stehen an einer Zeitenwende bei Dürr. Wir dürfen uns nicht ausruhen. Mit Homag haben wir ein neues Standbein. In den nächsten Jahren wird es weitere solche Schritte geben. Bei Dürr werden weitere Maschinenbauunternehmen Anschluss finden.
Sie planen also weitere große Akquisition?
In der nahen Zukunft sicherlich nicht. Zuerst müssen wir die Übernahme von Homag bewerkstelligen. Aber unser Ziel heißt weiteres Wachstum. Die Holzverarbeitung ist sicherlich nicht der superdynamisch wachsende Markt, aber er wächst. Und ich glaube, wir können die Marktanteile von Homag noch steigern. Aber es wird in den nächsten Jahren noch weitere Maschinenbauer geben, die aus eigener Kraft nicht vorankommen. Dürr könnte ihnen gute Voraussetzungen für die Expansion bieten. Konkrete Pläne gibt es aber nicht.
Haben Sie denn das Geld für weitere Übernahmen?
Unsere Expansionsstrategie wird dadurch bestimmt, wie viel Geld wir verdienen und wie viel Geld wir übrig haben. Wir nehmen keinen finanziellen Stress auf uns, um eine Akquisition zu tätigen. Dafür sitzt mir das Jahr 2005 noch zu sehr in den Knochen, als Dürr nach der Übernahme von Schenck tief in die roten Zahlen rutschte und vom Kapitalmarkt abhängig wurde. Oberstes Ziel muss sein, jederzeit eine völlig risikofreie Finanzierungsstruktur zu haben. Für Homag benötigen wir 220 bis 320 Millionen Euro und haben 800 Millionen Euro auf der hohen Kante.
Welche Perspektive hat Ihr Kerngeschäft? Manche Analysten haben die Homag-Übernahme mit Sätzen kommentiert wie: Dürr traut der Autoindustrie nicht mehr.
Ich lasse mich da nicht beirren. Die Autoindustrie wächst weiter. In China geht es dynamisch voran. Dort werden jetzt Fabriken geplant, die in zwei Jahren die Produktion aufnehmen sollen. Der nächste Wachstumsmarkt ist Südostasien mit 600 Millionen Menschen. In Thailand oder Malaysia nimmt der Wohlstand zu; die Menschen dort wollen Autos haben. Nordamerika entwickelt sich dynamisch. Und dann gibt es den Wachstumsmarkt Afrika mit 1,2 Milliarden Menschen.
In den gesättigten Märkten läuft nicht viel.
In den gesättigten Märkten ist die Autoproduktion eher rückläufig. Aber es ist nicht wirtschaftlich, in riesigen Fabriken kleinere Stückzahlen zu fertigen. Deshalb beschäftigen sich nicht nur die Japaner mit dem Umbau ihrer Werke. Auch da ist Dürr dabei. Früher entfiel etwa 70 Prozent unseres Geschäftes auf neue Anlagen. Künftig dürften es nur noch 50 Prozent sein, der Rest sind Modernisierungen.