Die Chefin der Grünen-Landtagsfraktion, Edith Sitzmann, plädiert für mehr Offenheit ihrer Partei in Koalitionsfragen. Im Land will sie es aber weiter mit der SPD halten – und den Haushalt sanieren.

Stuttgart - - In Hamburg und im Saarland sind schwarz-grüne Bündnisse gescheitert. In Hessen soll es nun anders werden. Und in Baden-Württemberg? Kein Bedarf, sagt Grünen-Fraktionschefin Edith Sitzmann. Zugleich sieht sie aber in Schwarz-Grün ein Stück politische Normalität.
Frau Sitzmann, in Hessen bahnt sich eine schwarz-grüne Koalition an. Befreien sich die Grünen aus der babylonischen Gefangenschaft der SPD?
Ich bin jetzt elf Jahre im Landtag und habe mich noch nie in der babylonischen Gefangenschaft der SPD gesehen. Was Koalitionen angeht, haben wir im Bund und in den Ländern alle möglichen Konstellationen – Grün-Rot, Rot-Grün, Rot-Rot, Schwarz-Gelb, Schwarz-Rot. Wenn es jetzt in Hessen zu Schwarz-Grün kommt, dann handelt es sich eher um eine Vervollständigung.
Aber ausgerechnet in Hessen – dort wo die CDU sich immer als besonders konservativ gerierte?
Diese Lagerbildung funktioniert schon lange nicht mehr. Auch haben die Parteibindungen der Wähler merklich nachgelassen.
Nun ja, wir hatten doch gerade erst wieder einen Bundestagswahlkampf, der geprägt war vom Lagerdenken.
Das stimmt, das lag am Thema Steuerpolitik, das sich sehr dazu eignet, einen Lagerwahlkampf zu führen.
Das Thema haben die Grünen gesetzt.
Nach der Wahl haben ich und andere ja auch deutlich gesagt, dass es besser gewesen wäre, die Kernkompetenzen der Grünen in den Mittelpunkt zu stellen, also die Umwelt- und Energiepolitik sowie die Zukunftsorientierung in allen Politikfeldern. Die Lehre aus der Bundestagswahl lautet, keine Lagerwahlkämpfe mehr zu machen. Die sind ein Anachronismus.
Ist jetzt die Trauer bei Ihnen nicht umso größer ob der verpassten Chance, Schwarz-Grün auf Bundesebene anzugehen?
Die Sondierungsgespräche waren ernsthaft und intensiv, sie wurden nicht nur pro forma geführt. Aber nach diesem Wahlkampf erwies es sich als unmöglich, ein tragfähiges Fundament für eine schwarz-grüne Koalition zu gießen. Das war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Die Bundesebene der Grünen hatte sich vor der Wahl auf Rot-Grün festgelegt, die Optionen nach der Wahl waren deshalb nicht groß.