Reportage: Frank Buchmeier (buc)


Sie sind ein waschechter Schwabe mit einem spanischen Namen. Führt diese exotische Kombination zu Missverständnissen?


Nicht mehr, weil man mich inzwischen kennt. Aber als Kind hatte ich immer Angst vor dem ersten Schultag, denn die Standardfrage der Lehrer lautete: "Eduardo Garcia - bischt du a Ausländer?" Dann saß ich da, habe geweint und gesagt: "Nein, meine Mama ist eine Deutsche." Das war für mich eine schwierige Zeit. Ich wollte Meier, Müller oder Schmidt heißen. Aber durch diese Erfahrung habe ich eine Sensibilität für ethnische Minderheiten entwickelt, was die Basis für meine Unternehmerkarriere wurde. Ich wollte den Menschen die Lebensmittel bieten, die sie aus ihrer Heimat kannten und die es in Deutschland einfach nicht gab. So fand ich meine Marktnische.

Ihre ursprüngliche Zielgruppe waren Gastarbeiter muslimischen Glaubens. Ich könnte mir vorstellen, dass diese weltoffene Geschäftsidee nicht überall Beifall fand.


Als ich Mitte der siebziger Jahre meine Firma gegründet habe, haben mich ehemalige Kommilitonen "Türkenhändler" genannt, und für manche türkische Wettbewerber war ich "der Jude Garcia". In den vergangenen Jahrzehnten habe ich aber auch zu spüren bekommen, wie tolerant unsere Gesellschaft geworden ist. Als die erste Pizzeria in Stuttgart eröffnet wurde, haben die Leute gesagt: "Zu den Spaghettifressern gehen wir aber ganz bestimmt nicht!" Heute freuen wir uns über die Vielfalt in der Gastronomie, die durch Migranten eingeführt wurde. Die kulturelle Vielfalt hat uns alle bereichert.