Der Film „Dieses bescheuerte Herz“ erzählt das wahre Leben des herzkranken Daniel Meyer. In der Rolle des Arztsohnes Lenny verhilft ihm der beliebte „Fack-ju-Göhte“-Hauptdarsteller Elyas M’Barek zu neuem Lebensmut. Was M’Barek aus dieser Rolle gelernt hat, erzählt er im Interview.

München/ Stuttgart - Vom prollig-sympathischen Super-Lehrer zum Draufgänger mit Herz: Mädchenschwarm und „Fack ju Göhte“-Hauptdarsteller Elyas M‘Barek wagt sich im Film „Dieses bescheuerte Herz“ an eine wahre Geschichte und rührt das Publikum – passend zur Weihnachtszeit – ans Herz. Es geht um den Teenager David (Philip Noah Schwarz), der ist seit seiner Geburt herzkrank. Lenny (Elyas M‘Barek) ist ein hedonistischer 30-Jähriger ohne Job aber mit viel Testosteron, der das Geld seines Vaters, einem Herzspezialisten, verprasst. Als es Lennys Vater zu bunt wird mit den Eskapaden seines Sohnes – er versenkt unter anderem seinen Sportwagen im hauseigenen Pool – verdonnert er ihn dazu, sich um David zu kümmern. Der hat eine Liste mit Dingen angefertigt, die er gerne noch erleben möchte. Ein Mädchen küssen, in einen Club gehen, so lange wach bleiben, wie er will – Dinge, die man als 15-Jähriger eben gerne erleben möchte. Lenny soll ihm dabei helfen. „Dieses bescheuerte Herz“ basiert auf der wahren Geschichte des 20-jährigen herzkranken Daniel und des Autors Lars Amend, der 2013 ein Buch über deren Freundschaft geschrieben hat. Während des Interviews mit Elyas M’Barek im Hotel Bayrischer Hof in München weist der 35-jährige Schauspieler die These weit von sich, dass er sich mit dieser Rolle neu erfinden wollte.

 
Ist Ihre Rolle in „Dieses bescheuerte Herz“ der Versuch, von Ihrem bisherigen Rollenschema weg zu kommen?
Ich mache mir über so was gar keine Gedanken. Ich mache die Art von Filmen, auf die ich selbst Lust habe und die ich gerne im Kino sehen würde. Ich mache mir keine taktischen Gedanken darüber, wie ich mich anders darstellen könnte. Der Film muss für sich stehen und vom Publikum gemocht werden.
Der Gedanke drängt sich allerdings auf, dass Sie nach diversen Komödien nun auch einmal etwas Ernsthaftes spielen wollten.
Jeder meiner Filme hat auf seine Art und Weise eine gewisse Ernsthaftigkeit. „Fack ju Göhte“ trägt eine wichtige Kernbotschaft in sich und ist viel weniger Klamauk als manche vielleicht denken. Jeder Film von mir war wichtig, alle haben ihre Aussage und alle sind sehr vielschichtig.
Was konnten Sie in der Rolle des Lenny ausleben, was Sie bisher noch nicht konnten?
Sagen wir es so: ich bin noch nie zuvor in einem Film mit einem Sportwagen in einen Pool gerast, das war schon sehr neu. Dabei wurden zwei Autos komplett geschrottet.
Macht das Spaß?
Ja, das macht sehr viel Spaß. Darüber hinaus gab es aber sehr viele Szenen, die für den Film natürlich sehr viel wichtiger waren. Viele berührende Szenen, die wir gedreht haben. Der Film hat zwar eine gewisse Leichtigkeit und Stellen, die sehr unterhaltsam sind. Trotzdem waren die Dreharbeiten nicht unbedingt witzig, es herrschte eher ein emotionales Grundgefühl und eine sehr große Ernsthaftigkeit.
Der Film spielt teilweise in einem Kinder-Hospiz, das allerdings in der Realität ein Behindertenheim für Kinder ist. War es eine Herausforderung, dort zu drehen?
Nein, im Gegenteil. Das war super, die waren total lieb alle und haben sich super gefreut, das war für die aufregend, dass ihre Umgebung plötzlich in ein Filmset verwandelt wurde.
Was haben Sie für sich aus der Geschichte gezogen?
Ich glaube, die Botschaft des Films ist, darüber nachzudenken, wie man sein Leben eigentlich lebt. Alles ist endlich, man sollte jeden Tag schätzen, sich am Leben freuen und vor allem die Zeit sinnvoll nutzen, nicht so viel aufschieben. Aber ich bin sowieso nicht der Typ, der Dinge aufschiebt, ich versuche immer alles gleich zu machen.
    
Sie haben keine klassische Schauspielausbildung. Woher nehmen Sie das Wissen und die Überzeugung, das Handwerk genauso gut zu beherrschen wie die „Gelernten“?
Gerade im Schauspielbereich gibt es viele Autodidakten. Ich tue das einfach. Wichtig ist, dass man ein gutes Drehbuch und einen guten Regisseur hat, den hatte ich jetzt wieder mit Marc Rothemund. Und man braucht ein Gefühl und eine Sensibilität für die Szenen. Einen künstlerischen Beruf kann man nicht wirklich erlernen. Aber ich lerne bei jedem Film dazu.
Sie gelten seit der Serie „Türkisch für Anfänger“ als Vorzeige-Migrant ...
Ich bin ja kein Migrant, wie kommen Sie überhaupt darauf?! Ich bin in München geboren, bin hier aufgewachsen, habe mein ganzes Leben hier verbracht, ich spreche nur Deutsch. Nur weil man anders aussieht, wird man in Deutschland im Jahr 2017 immer noch unterteilt und kategorisiert. Ich bin Europäer oder Münchner – aber vor allem bin ich Mensch.
Versuchen wir es damit: Sie gelten nicht nur als Teenie-Schwarm, sie sind einer. Nervt das manchmal?
Das hat noch nie genervt. Ist doch voll schön, wenn die Leute einen mögen und die Filme sehen wollen. Da bin ich jedem einzelnen dankbar. Dennoch habe ich ein Privatleben und das findet abseits von Roten Teppichen und Fanaufläufen statt.
Bleiben Sie auf der Straße für jeden stehen, der ein Selfie möchte?
Das kommt immer darauf an, wo ich hin muss, aber normalerweise schon. Ich verbringe sehr viel Zeit damit, Selfies zu machen.
Sie haben einmal gesagt, Sie seien lieber Gentleman als Macho. Ist das eine Frage des Wollens oder des Charakters?
Wahrscheinlich beides. Und eine Frage der Erziehung.
Also eher Gentleman?
Ja, ich hoffe, ich bin eher Gentleman, ist auf jeden Fall wichtiger als ein Macho zu sein.
Das Gespräch führte Simone Höhn.Info: Elyas M’Barek wurde 1982 in München als Sohn eines Tunesiers und einer Österreicherin geboren. Seit 2012 gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Filmschauspielern. Mit der Rolle des Cem Öztürk in der preisgekrönten Serie „Türkisch für Anfänger“ (2005 bis 2008) gelang ihm der Durchbruch. 2012 kam der Film zur Serie in die Kinos. Diesen sowie alle drei Teile von „Fack ju Göhte“ und „Männerhort“, in denen M’Barek die Hauptrollen übernahm, haben sich mehr als zehn Millionen Zuschauer angesehen.