Zur Entwicklung der Liga gehört auch, dass in RB Leipzig jein weiterer neureicher Club dazugekommen ist – zum großen Bedaueren vieler Traditionalisten unter Fans und Funktionären . Haben Sie Verständnis für deren Klagen?
Das mag vielen nicht gefallen – aber wir leben in einer freien Gesellschaft, in der man niemandem verbieten kann, irgendwo sein Geld zu investieren. Seien wir doch froh, dass es Red Bull in Deutschland tut. Entscheidend ist doch, dass man sich sportlich qualifizieren muss und sich nicht einfach in die Bundesliga einkaufen kann. Das hat Leipzig getan. Ich gehöre also nicht zu denen, die sagen, der Verein nehme anderen einen Platz weg.
So ein Aufstieg in die Bundesliga fällt aber deutlich leichter, wenn man das Geld nicht selbst erwirtschaften muss.
Auch mit viel Geld kann man viel Blödsinn machen und steigt nicht automatisch auf. Die Leipziger haben also gut gearbeitet und etwas geleistet. Und ich finde es gut, dass es jetzt auch im Osten einen konkurrenzfähigen Verein gibt und die Leute das Vergnügen bekommen, Bundesligafußball zu sehen. Auch andere Clubs hatten in der Vergangenheit eine gute Ausgangsbasis – und haben es mit schlechter Arbeit geschafft, in der Versenkung zu verschwinden.
Der VfB und Hannover sind abgestiegen, Vereine wie Bremen oder Hamburg sind abgehängt. Was müssen solche Traditionsclubs tun, um weiter mithalten zu können?
Man muss ihnen die Möglichkeit geben, in Ruhe zu arbeiten und die nicht zu erfüllenden Erwartungen von außen nach unten zu schrauben. Ich habe es beim VfB selbst erlebt, wie wir Sechster wurden – und das als Katastrophe galt. Etwas Sinn für die neuen Realitäten, den etwa die kleineren Clubs haben, erleichtert die Arbeit. Wahre Liebe ist, wenn ein Fan bedingungslos hinter seinem Verein zu steht, unabhängig von der Platzierung. Nur weil ein Verein Tradition hat, darf man von ihm keine Dinge erwarten, die nicht möglich sind.