Exklusiv Nach zehn Wochen ist Jens Keller einst als VfB-Trainer entlassen worden. Als Coach von Schalke 04 kehrt er am Sonntag nach Stuttgart zurück. Und er stichelt gegen seinen Ex-Verein: „Schalke ist von der Bedeutung her um ein Vielfaches größer als der VfB.“

Stuttgart – - Nach zehn Wochen ist Jens Keller einst als Trainer des VfB entlassen worden. Als Erfolgscoach von Schalke 04 kehrt er am Sonntag nach Stuttgart zurück – verspürt aber keine Genugtuung. „Ich weiß , dass irgendwann wieder schwierigere Zeiten kommen werden“, sagt der 43 Jahre alte Fußballlehrer.

 
Herr Keller, würden Sie widersprechen, wenn man sagt, dass Ihr Heimatverein VfB die Punkte dringender braucht als Schalke?
Da würde ich sogar ganz vehement widersprechen.
Aber dem VfB droht der Abstieg in die zweite Liga, während Ihr Club schon sieben Punkte Vorsprung auf Rang vier hat.
Die direkte Champions-League-Qualifikation ist in Reichweite, das stimmt. Sicher haben wir sie aber noch lange nicht. Unser Vorsprung wird nicht reichen, wenn wir jetzt anfangen, unsere Spiele zu verlieren. Deshalb brauchen wir die Punkte in Stuttgart ganz dringend. Der dritte Platz ist unser großes Ziel.
Sogar die Vizemeisterschaft ist noch möglich. Dabei lag Schalke zu Weihnachten nur auf Platz sieben. Wundern Sie sich selbst manchmal, was seither passiert ist?
Ich wundere mich insofern, als wir mit vielen Problemen zu kämpfen hatten und uns trotzdem nie von unserem Weg haben abbringen lassen. Wir hatten großes Verletzungspech, mussten bis zu elf Ausfälle kompensieren, darunter einige Nationalspieler. Wir haben viele ganz junge Spieler ins kalte Wasser geworfen, die diese Situation hervorragend gemeistert haben. Umso beeindruckender finde ich es, dass wir so weit oben stehen.
Wie ist das zu erklären?
Die Spieler sind in den vergangenen Monaten viel enger zusammengerückt. Da ist eine Mannschaft entstanden, die zusammenhält, egal was passiert. Es ist für mich eine große Freude zu sehen, wie sich die Dinge entwickelt haben.
Es gibt viele Menschen, die Ihnen das nicht zugetraut haben, als Sie im Dezember 2012 vom U-17-Trainer zum Schalker Chefcoach befördert wurden. Wie haben Sie die Skepsis damals wahrgenommen?
Ich musste ja nur die Zeitungen lesen, um zu merken, wie groß die Vorbehalte waren. Es hat mich sehr geärgert, dass Teile der Öffentlichkeit einem Trainertalent so gar keine Chance gegeben haben. Andere Clubs haben sich währenddessen gefreut, wenn ein junger Trainer ans Ruder kam.
Und wie war es auf Schalke?
Der Verein hier hat hohe Ziele und große Ansprüche – und da wird dann eben von den Medien erwartet, dass ein Trainer mit großem Namen kommt. Ich wurde daher vom ersten Tag an kritisch beäugt und fühlte mich gelegentlich schon etwas ungerecht behandelt.