Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)
Sie sind ein Bewegungstalent sondergleichen, austrainiert bis in die letzte Muskelfaser. Welche Sportarten lassen Sie trotzdem bisweilen ein bisschen verzweifeln?
Ich habe momentan an der Uni Schwimmen. Turner sind nicht unbedingt geborene Schwimmer. Ich muss kämpfen. Leichtathletik wird auch nicht so easy. Aber ich bin der Überzeugung, dass man mit Fleiß immer die Anforderungen erfüllen kann – insofern, denke ich, sollte doch alles klappen.
Zurück zum Turnen. Wissen Sie eigentlich, dass Sie dieses Jahr ein Jubiläum haben?
Wo, in Stuttgart?
Der Ort war Heilbronn – vor zehn Jahren gewannen Sie dort Ihre ersten drei deutschen Meistertitel am Boden, Sprung und Barren und machten auch schnell international Furore. Eine lange Zeit, gerade im Turnen. Können Sie sich überhaupt vorstellen, nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio noch weiterzumachen?
Darüber mache ich mir bisher keinen Kopf – ähnlich wie vor London, als ich mir auch mehrere Wege für das Danach zurechtgelegt hatte. Ich konzentriere mich voll auf die drei Jahre bis Rio, und dann schauen wir mal. Ich denke immer nur in diesem Vierjahresrhythmus.
Sie waren es viele Jahre lang gewohnt, die Schlagzeilen im Turnen alleine zu beherrschen. Dann trat zunächst der zweimalige Vizeweltmeister Philipp Boy auf den Plan, und 2012 drängte sich der Stuttgarter Marcel Nguyen mit seinen beiden Olympia-Silbermedaillen in den Mittelpunkt. Wie schwierig war es für Sie, damit umzugehen?
Das war letztlich nicht schwer. Auf der einen Seite war es eine Erleichterung, dass der ganze Druck nicht mehr auf mir allein lastete. Auf der anderen Seite war es auch eine Motivation dranzubleiben. Die Position der Nummer eins habe ich nie verloren, wenn man sich die Statistik anschaut. 2012, als wir alle drei bei den deutschen Meisterschaften im Mehrkampf gegeneinander angetreten sind, habe ich gewonnen. Es ist eine Motivation zu zeigen, dass ich die Nummer eins in Deutschland bin. Ich hatte da keinerlei Problem damit.