Robert Harting hat Thomas Bach heftig kritisiert, weil Russland nicht komplett von Rio ausgeschlossen wurde. Zu Recht?
Jeder kann seine Meinung sagen. Mein Punkt ist ein anderer.
Welcher?
Es ist offensichtlich, dass der aktuelle Anti-Doping-Kampf nicht funktioniert. Also müssen wir das System der Welt-Anti-Doping-Agentur so verbessern, dass das Dopingproblem kleiner wird und nicht immer größer. Und das betrifft nicht nur Russland, sondern viele Länder.
Was müsste getan werden?
Ich bin kein Fan von Nationalen Anti-Doping-Agenturen. Es kann nicht funktionieren, wenn Länder sich selbst überprüfen und bestrafen – zumindest in vielen Nationen. Zudem dopt ein Athlet, so nehme ich zumindest stark an, selten alleine. Es gehört immer sein Umfeld dazu, und das müsste viel härter sanktioniert werden. Der überführte Sportler wird gesperrt, während seine Trainer und Ärzte munter weiter dopen können. Da brauchen wir dringend eine Veränderung.
Welche Hilfe benötigt der deutsche Fechtsport? Rio war eine einzige Enttäuschung.
Zunächst einmal haben die Athleten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, alles aus sich herausgeholt. Die Basis war mit nur vier Startern einfach zu dürftig. Wir brauchen im deutschen Fechten wieder mehr Talente, um mit ihnen starke Trainingsgruppen bilden zu können. Nur so wird sich die Qualität insgesamt wieder erhöhen.
Wie kommt man an den Nachwuchs ran, den viele Sportarten haben wollen?
Wir müssen noch mehr Aktionen in den Schulen starten, unsere Spitzenleute bekannter machen, durch PR-Maßnahmen Sponsoren gewinnen. Nur so schaffen wir es, unsere Top-Leute bei uns zu behalten.
Wie viel Geld ist dafür nötig?
So viel, dass ein professionelles Training möglich ist. Anders kann kein Athlet mehr in der Weltspitze bestehen. Heute ist es so, dass ich keinen Fechter zwingen kann, zum Training zu kommen, wenn er parallel eine Uni-Veranstaltung hat, die dazu beiträgt, seine beruflichen Grundlagen zu sichern. Und dieses Strukturproblem hat in Deutschland natürlich nicht nur der Fechtsport. Und dann hapert es sportlich eben irgendwann.