Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)
Im Flieger kosten bessere Plätze extra. Was plant Flixbus?
Wir werden demnächst erstmals Reservierungen für Premium-Sitze anbieten. Eine Idee ist mehr Beinfreiheit wie im Flieger gegen Aufpreis, gerade für Geschäftsreisende. Auch die begehrten Plätze im Doppeldecker oben ganz vorne und die Vierersitze könnten bei Reservierung etwas mehr kosten. Wir werden experimentieren und schauen, was funktioniert. Am Ende entscheidet immer der Kunde.
Wird es Rabattkarten wie die Bahncard geben?
Kaum, denn das erschwert ein dynamisches Preismanagement und die Nachfragesteuerung erheblich. Es macht auch für die Kunden alles viel komplizierter. Das ist eher nichts für unser System, denn wir bieten schon die attraktivsten Preise. Und das soll so bleiben.
Wirklich? Flixbus beherrscht nun den Fernbus-Markt, da könnte man doch an der Preisschraube drehen . . .
So einfach ist das nicht. Wir haben Konkurrenz durch die Bahn, Mitfahrangebote, private Pkw und Airlines. Da ist nicht viel Luft nach oben, unsere Preise werden stabil bleiben. Wir müssen jeden Tag die Kunden aufs Neue überzeugen, dass sie bei uns gut aufgehoben sind. Es gibt immer Alternativen zum Fernbus. Deshalb müssen bei uns Preis und Leistung stimmen. Generell ist der Fernbus aber das mit Abstand günstigste Verkehrsmittel und auf Strecken zwischen 200 und 500 Kilometern im Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar.
Das scheint den wenigsten Autofahrern bewusst zu sein . . .
Das eigene Auto kostet 25 bis 30 Cent pro Kilometer, größere Fahrzeuge sogar bis zu einem Euro. Es ist nicht wirtschaftlich, damit allein unterwegs zu sein. Im Fernbus kostet der Kilometer nur drei bis acht Cent, mit 30 bis 35 Fahrgästen können wir profitabel fahren. Da kann auch die Bahn nicht mithalten. Das wird schon immer mehr Menschen bewusst, nicht zuletzt weil der Preis von Mobilität durch Vergleichsplattformen im Internet, durch Apps, Carsharing oder My Taxi viel transparenter geworden ist.
Schreibt Flixbus bereits schwarze Zahlen?
National waren wir 2016 schon erstmals operativ profitabel, Ende 2017 soll es auch international so weit sein. Wir haben eine gute Balance gefunden zwischen Wachstum und Profitabilität, schreiben keine exorbitanten Verluste, wie man das von anderen Start-ups kennt. Flixbus setzt auf nachhaltiges Wachstum und ein sehr gesundes Geschäftsmodell, das noch extrem viel Potenzial hat und an das auch unsere Investoren und Partner glauben.
Wann kommt der Börsengang?
Momentan ist dazu nichts geplant. Unsere Investoren haben Geduld und sind nicht auf schnelles Geld aus, sondern auf nachhaltiges Wachstum. Flixbus steht erst am Anfang seiner Erfolgsgeschichte. Es gibt noch sehr viel Potenzial. Zum einen international, zum anderen durch Netzverdichtung und den Anschluss von Klein- und Mittelstädten. Allein in Deutschland und Österreich werden wir 2017 mehr als 50 Städte ans Flixbus-Netz anbinden.
Auch im Ausland ist Flixbus in kurzer Zeit vielerorts Marktführer geworden. Was ist dort geplant?
In Frankreich, Italien, Österreich, Benelux und Dänemark sind wir bereits der führende Anbieter. Aktuell sind Schweden und Kroatien für uns wichtige Themen, generell sehen wir in Ost- und Südosteuropa sowie in Spanien noch großes Wachstumspotenzial. Wir konzentrieren uns auf den Kontinent, die britische Insel und die USA sind eher noch Zukunftsmusik.
Wo steht Flixbus in fünf Jahren?
Wir wollen uns als smarte grüne Alternative für Mobilitätsangebote bei Reisenden etabliert haben. In diesem Markt steckt enorm viel Dynamik. Verkehrsträger wachsen enger zusammen, die durchgehende Buchbarkeit von Reiseketten wird entscheidend sein. Flixbus soll dabei eine führende Rolle spielen. Wir wollen den Mobilitätsmarkt aktiv mitgestalten.