Vor zwei Jahren ist Florian Wahl mit 26 Jahren in den Stuttgarter Landtag eingezogen. Im Interview zieht der SPD-Vertreter eine Zwischenbilanz und berichtet von seinen Erfahrungen am Rednerpult und als Zwischenrufer im Parlament.

Böblingen Aus dem Hörsaal (fast direkt) in den Landtag – so sieht der Werdegang von Florian Wahl aus. Seit 2011 vertritt er als SPD-Abgeordneter den Wahlkreis Böblingen. In dieser Zeit hat er es zu etlichen Ämtern gebracht, ist unter anderem der Fraktionssprecher für jugendpolitische und gesundheitspolitische Fragen sowie für den Verfassungsschutz. Einiges gelernt hat der Böblinger Stadtrat mittlerweile, auch Politikerfloskeln kommen ihm gelegentlich über die Lippen. Anlass für uns, ihm einmal auf den Zahn zu fühlen.
Herr Wahl, vor zwei Jahren sind Sie als der „Flo“ im Wahlkampf angetreten. Wer sind Sie heute, der Herr Landtagsabgeordnete?
Ich halte nichts davon, da eine falsche Ehrfurcht hineinzubringen. Wenn mich jetzt jemand konsequent als Herr Landtagsabgeordneter ansprechen würde, dann würde ich doch mit der Zeit etwas skeptisch werden. Ich definiere mich als Mensch, mein Job ist die Politik, und meine Leidenschaft ist die Politik. Aber letztlich bin ich immer noch der Flo.

Aber Sie sind nicht mehr der unbekümmerte Junge von vor zwei Jahren. Sie sind mittlerweile ein Profi. Wie hat Sie das Amt und der politische Betrieb verändert?
Ich glaube nicht, dass ich mich verändert habe. Ich habe aber gelernt, dass ich in meiner Position, mit dem, was ich sage, viel mehr anrichten kann als früher. Das führt dazu, dass man vielleicht vorsichtiger formuliert. Und es gibt bestimmte Erwartungen an mich, zum Beispiel, was die Kleidung angeht. Da versuche ich mich anzupassen. Aber der Anzug und die Krawatte sind für mich Arbeitskleidung. Das, womit ich meine Aufmüpfigkeit behaupten will, hat nichts mit meiner Kleidung zu tun.

Haben Sie noch den Anschluss an die Basis, an die „normalen Menschen“?
Ich habe den gleichen Anschluss wie alle anderen Leute, die tagsüber arbeiten und sich abends im Ehrenamt engagieren.

Ihr Sprung in den Landtag vor zwei Jahren war äußerst knapp: 15 Stimmen. Was machen Sie, wenn Ihnen diese bei der nächsten Wahl fehlen. Gibt es einen Plan B?
Ich arbeite jeden Tag dafür, dass es nicht auf 15 Stimmen hin oder her ankommt. Ich versuche, den Nachweis zu erbringen, dass ich jemand bin, dem man sich anvertrauen kann, der die Interessen des Wahlkreises vertritt und der es schafft, Themen in Stuttgart zu setzen. Ich möchte das nächste Mal eine stärkere Legitimation als 15 Stimmen über den Durst.

Das heißt, Sie arbeiten auf eine dauerhafte Karriere als Berufspolitiker hin?
Ich habe für mich die Perspektive, so zehn oder 15 Jahre sind gut für ein politisches Mandat. Wenn man zu lange drin ist und den Blick verliert, dann ist es nicht mehr das Richtige. Politik lebt davon, dass es einen Einstieg gibt. Und wenn man den so früh schafft wie ich, dann muss es auch die Möglichkeit eines Ausstiegs geben.

Und wie soll der Ihre aussehen?
Darüber mache ich mir momentan keine Gedanken. Ich will ja wieder antreten. Aber in zehn Jahren bin ich 38, und noch jung genug, etwas Neues zu beginnen.