Der RTL-Reporter Kai Ebel spricht im Interview über den Reisestress im Wanderzirkus Formel 1, sein Verhältnis zu den Piloten und die Mode.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Am Sonntag gastiert die Formel 1 in Singapur. Mit dabei ist natürlich der rasende RTL-Reporter Kai Ebel. Seit 25 Jahren macht er den Job – und hat auf seine Weise die Serie richtig mitgeprägt.

 
Herr Ebel, Sie sehen mich hier mit schwarzen Schuhen, einer blauen Jeans und in einem schwarzen T-Shirt. Kann mir nur noch eine professionelle Modeberatung helfen?
Das weiß ich nicht. Mode ist keine mathematische Größe, bei der man sagen kann: Das ist richtig – und das ist falsch. Es hat viel mit Geschmack zu tun. Aber heute ist man ja viel toleranter als im Japan der siebziger Jahre, wo alle einen blauen Anzug an hatten und die Kinder Schuluniform. Mode ist etwas sehr Individuelles
Sie wurden einst als Moderator mit dem schlechtesten Modegeschmack gekürt.
Es war etwas anders. Die Zeitschrift „Gentlemen’s Quarterly“ hat mal den am schlechtesten angezogenen Mann Deutschlands gewählt. Da lag ich auf Platz eins. Das fand ich damals schon recht interessant. Einerseits sage ich mir da: Wenn dein Name richtig geschrieben ist, dann bleibst du im Gespräch, und das ist gut. Auf der anderen Seite ist es so: Das kann im Land der Birkenstockschuhe und Lederhosen nur positiv sein.

Ein penibler Mensch

Fällt Ihnen morgens die Kleiderwahl schwer?
Ich bin im Zeichen der Jungfrau geboren, und das sind sehr penible Menschen. Deshalb packe ich vor einem Grand Prix schon so, dass ich weiß, was ich anziehe.
Das Programm steht?
Exakt. Ich weiß immer: Am Freitag ziehe ich das an, am Samstag dies und am Sonntag jenes. Wetterbedingt kann es natürlich zu kleinen Änderungen kommen.
Sie sind seit 25 Jahren Formel-1-Reporter. Macht der Job mit der Zeit müde?
Müde ist man hin und wieder mal, aber das liegt an den Reisen und den zahlreichen Zeitunterschieden. Aber ich raffe mich da immer wieder auf, weil ich jeden Morgen aufstehe und mich auf jeden einzelnen Tag freue. Es ist schön, dass ich so ein Leben führen darf.
Nichts stört Sie?
In dem wahnsinnigen Stau vor Spa habe ich mir neulich gedacht: Mein Gott, das kann man hier doch wohl anders regeln! Aber dann habe ich mir gesagt: Komm, Kai, in zwei Wochen bist du in Italien und danach in Singapur. Man muss sich vor Augen führen, dass das hier ein sehr privilegierter Job ist.
Fliegen Sie Holzklasse oder Business?
Ich habe einen Reiseetat, den ich übers Jahr hinweg verteilen muss. Übersee fliege ich Business-Class, weil ich 90 Kilo bei einer Körpergröße von 1,82 Meter wiege und deshalb etwas kräftiger bin. Auf Dauer würde das gesundheitlich, also im Hinblick auf die Blutzufuhr in den Beinen, nicht gutgehen. In Europa fliege dann aber Holzklasse.

Schon 440 Rennen im Einsatz

Zählen Sie Ihre Renneinsätze mit?
Es sind jetzt 440 Grand Prix. Den 500er-Club sollte ich schon noch ereichen.
Kurz vor dem Start interviewen Sie Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel. Der Zuschauer denkt: Wow, Kai Ebel kommt aber nah ran an die Stars. Wie nah tatsächlich?
Nur so nah, wie man mich lässt. Zu einigen Fahren habe ich privat einen engeren Draht als zu anderen. Aber es ist ein Job. Wir haben ein professionelles Verhältnis. Wenn man allerdings über Jahre hinweg alle 14 Tage zusammenarbeitet, kennt man sich ein bisschen. Die Nähe soll aber so sein, dass der Zuschauer einen Mehrwert hat. Die intime Distanz zum Piloten muss gewahrt bleiben.