Der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft über seinen Job in Paris, die EM in Kroatien und über seine sportlichen Ziele.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Er ist der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft und gilt als weltbester Linksaußen. Der EM-Gewinn und der Champions-League-Sieg fehlen noch in seiner Titelsammlung. „Das würde ich nur allzu gerne ändern“, sagt er vor den Länderspielen gegen Island an diesem Freitag (18.10 Uhr/ARD) in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena und am Sonntag (14 Uhr/livestream auf handball-deutschland.tv) in Neu-Ulm.

 
Herr Gensheimer, sind Sie gut ins neue Jahr gestartet?
Danke, ja. Wir haben den Jahreswechsel genauso wie Weihnachten sehr genossen. Mit Freunden, Verwandten, Jungfamilien und solchen, die es werden wollen. Schön gemütlich, zu Hause.
Zu Hause heißt Paris oder Mannheim?
Schon die Region Mannheim. Wenn man das Jahr über größtenteils im Ausland verbringt, weiß man das Zusammensein mit der Familie und alten Freunden noch mehr zu schätzen.
Von Mannheim aus hatten Sie es auch nicht so weit zum Lehrgang nach Stuttgart. Was verbinden Sie mit der Landeshauptstadt?
Eigentlich nur Positives. Die Trainingsmöglichkeiten sind sehr gut, die Stimmung in der Porsche-Arena ist immer top, und wir spielten hier immer erfolgreich.
Was vermissen Sie denn am meisten an Deutschland?
Die Freunde, die Familie, mit denen man sich abends mal spontan trifft. Vielleicht auch ein gutes dunkles Brot. Aber ansonsten gefällt es uns sehr gut in Paris.
Was machen Ihre Französischkenntnisse?
Die haben sich klar verbessert. Ich hatte das Fach in der Schule mit einer Vier abgewählt. Jetzt würde ich mir mindestens eine Zwei-bis-drei geben (schmunzelt).
Wie sehr hat sich Ihr Leben durch den Wechsel verändert?
Es hat sich extrem verändert: Ich kann mit dem Fahrrad zum Training fahren. Im Ernst: Zwei Aspekte sind entscheidend. Zum einen hat sich bis zu meinem Wechsel meine Karriere auf Clubebene in einem Radius von 20 Kilometern um Mannheim abgespielt. Jetzt bin ich der Ausländer, der anfangs froh war, wenn einem bei Behördengängen, der Wohnungssuche oder bei Restauranttipps geholfen wird.
Zum anderen . . .
. . . bin ich Vater geworden. Mit so einem kleinen Wurm zu Hause verschieben sich die Prioritäten komplett.
Wie haben Sie die Franzosen kennengelernt?
Es gibt ja dieses Vorurteil, sie seien unfreundlich. Ich habe die Franzosen bisher aber als sehr freundlich und höflich kennengelernt, sie legen schon bei der Erziehung ihrer Kinder Wert auf gute Umgangsformen. Nur im Straßenverkehr kommen die Ellbogen raus, da wird’s chaotisch.